Jakobswege Übersicht Spanien und Portugal

Der Jakobsweg, der bekannteste Pilgerweg der Welt, erfreut sich an einem zunehmenden Interesse. Geschichten in Büchern wie Harpe Kerkelings „Ich bin dann mal weg“ oder in Filmen wie „Dein Weg“ mit Martin Sheen haben wesentlich zur Popularität beigetragen, jedoch vor allem den knapp 800 Kilometer langen Camino Frances einem breiten Publikum nahegebracht. Doch hinter „dem Jakobsweg“ verbirgt sich weitaus mehr. Ein mehrere tausend Kilometer umfassendes Jakobswegenetz zieht sich durch ganz Europa mit einem gemeinsamen Ziel: Santiago de Compostela. Es ist ein Netz aus unterschiedlichen Wegen mit verschiedenen Längen und verschiedenem Anspruch.

Welchen Jakobsweg soll ich gehen? Entscheidungshilfen

Doch für welchen Jakobsweg soll man sich selbst entscheiden? Welcher ist der kürzeste, der längste, der schönste, der einfachste oder schwierigste? Welcher Jakobsweg ist für Anfänger geeignet? Wo fühlen sich kontaktfreudige Pilger und Wanderer am wohlsten, welche Jakobswege bevorzugen diejenigen, die Ruhe suchen? …

Dieser Beitrag nimmt  die acht wichtigsten spanischen und portugiesischen Jakobswege unter die Lupe genommen. Eine Übersicht mit Länge, Dauer und Schwierigkeitsgrad vermittelt einen ersten Eindruck der Unterschiede. Kurzprofile fassen wesentliche Eigenschaften der Pilgerstrecken wie Etappenanzahl oder Herbergendichte zusammen. Karten zeigen Startpunkte der einzelnen Jakobswege und ihre Route bis zum Ziel.

Darüber hinaus erhalten insbesondere Jakobsweg-Anfänger einen kompakten Überblick zu den Besonderheiten einer Jakobswegreise. „Warum entscheiden sich viele für einen Jakobsweg, was ist die Motivation?“, „Was hat es mit dem Pilgerausweis auf sich? „Weshalb trägt man eine Jakobsmuschel am Rucksack?“, „Wie kann man sich auf Jakobswegen orientieren?“ Wie gut sind die Routen ausgeschildert?“, „Was ist bei der Übernachtung in Pilgerherbergen zu beachten?“, „Wann ist die beste Reisezeit?“ …

Kurz: Wer sich mit dem Gedanken trägt, seine eigene Geschichte vom Jakobsweg zu schreiben, findet hier umfangreiche Infos zu den wichtigsten Jakobswegen in Spanien und Portugal und nützliches Wissen, um seinen eigenen Jakobsweg zu finden.

JakobwegReisen Marktplatz – Inspirationen für Reisen auf dem Jakobsweg
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Inhaltsverzeichnis

– Unterwegs auf Jakobswegen – Pilgern, Wandern, Laufen …
– Motive: Warum Menschen den Jakobsweg gehen
– Vergleich der Jakobswege in Spanien und Portugal

Jakobswege Kurzprofile
– Camino Frances
– Camino Portugues
– Camino del Norte
– Camino Ingles
– Camino Primitivo
– Via de la Plata
– Camino Finisterre
– Die letzten 100 Kilometer auf Jakobswegen
– Jakobswege Nebenrouten: Längen, Etappen, Schwierigkeit
– Camino Invierno: Der Winter-Wander-Jakobsweg

Jakobswege Auswahl – Tipps
– Jakobswege für Erfahrene
– Entscheidungshilfe für Anfänger

Jakobsweg für Anfänger: 5 Besonderheiten
– Jakobsweg-Spirit
– Pilgerherbergen
– Pilgerausweis
– Jakobsmuschel und gelbe Pfeile: die (Weg-)Zeichen
– Santiago de Compostela: das Jakobsweg-Ziel

Jakobsweg-Wissen für die Planung
– Beste Reisezeit
– Jakobsweg-Vorbereitung

– Spanische und portugiesische Jakobswege – ein Fazit

Exkurs
– Jakobswege in Deutschland

„Unterwegs auf Jakobswegen – Pilgern, Wandern, Laufen …“

Auf den Jakobswegen in Spanien und Portugal waren 2019 laut Pilgerstatistik insgesamt 347.578 Pilger und Wanderer mit einem gemeinsamen Ziel unterwegs: Santiago de Compostela. Da die Statistik jedoch nur diejenigen erfasst, die in der Pilgerhauptstadt eine Pilgerurkunde entgegengenommen haben und somit registriert wurden, dürfte die tatsächliche Anzahl derer, die sich auf die unterschiedlichen Wege begeben und in der Regel mehrere hundert Kilometer zurückgelegt haben, jedoch um einiges höher liegen.

Das Balkendiagramm zeigt die Pilgerverteilung auf den Jakobswegen in Spanien und Portugal.
Mit über 50% Anteil am Pilgeraufkommen steht der Camino Frances unangefochten auf Platz 1 der beliebtesten Jakobswege in Spanien.

Motive: Warum Menschen den Jakobsweg gehen

Doch warum wählen immer mehr Menschen den Jakobsweg?

Die Motivation der Jakobswegreisenden ist sehr unterschiedlich. Heutzutage pilgern nur noch rund 40 Prozent aus rein religiösen Gründen. Viele treibt eher der Wunsch nach einer Auszeit vom Alltag dazu, einen Jakobsweg zu laufen. Man erhofft sich Zeit für die Reise ins innere Ich, für spirituelle Erfahrungen, ist auf der Suche nach Antworten auf bestimmte Lebensfragen oder will nach einem persönlichen Schicksalsschlag zur Ruhe kommen. Andere wiederum sehen das Unterwegssein auf einem Jakobsweg eher sportlich und freuen sich einfach auf eine Dauerbelastung für den Körper in einer neuen Umgebung.

Selbstfindung? Aufbruch und Neubeginn? Mentale Herausforderung? An körperliche Grenzen gehen? Entspannung? Anstrengung?

Welcher Beweggrund auch immer hinter dem Entschluss steht, einen Jakobsweg zu gehen: Für jeden gibt es eine passende Route.

Die Entscheidung ist der Anfang allen Weges – Autor unbekannt

Vergleich der acht beliebtesten Jakobswege in Spanien und Portugal

Bei der Entscheidungsfindung kann die nachfolgende Übersicht mit den acht beliebtesten Jakobswegen helfen.

Länge, Etappen, Schwierigkeitsgrad der Jakobswege auf einen Blick

Jakobsweg
Name
Länge
gesamt
Etappen-
anzahl*
Schwierig-
keitsgrad
Camino Frances770 km30 - 35leicht - mittel
Camino Portugues240 km10 - 14leicht
Camino Portugues da Costa270 km12 - 16leicht
Camino del Norte850 km35 - 40mittel - schwer
Camino Ingles115 km5 - 6leicht - mittel
Camino Primitivo310 km13 - 15schwer
Via de la Plata1.000 km40 - 45 mittel
Muxia - Finisterre115 km5 - 6leicht - mittel
*Etappenanzahl entspricht den Lauftagen ohne Ruhetage

Die Tabelle führt die Länge, Etappenanzahl und den Schwierigkeitsgrad der einzelnen Jakobswege auf. Diese drei wesentlichen Kennzeichen, erlauben bereits eine erste Auswahl der für den eigenen Bedarf in Frage kommenden Pilgerrouten.

Jakobswege Spanien und Portugal im Kurzprofil

Doch um das Bild zu komplettieren, benötigt man nicht nur den Vergleich von Länge, Dauer und Schwierigkeitsgrad. Vielmehr sind auch Informationen zur Route, zu landschaftlichen Besonderheiten und zur Infrastruktur für Übernachtung und Verpflegung notwendig, um den für sich selbst richtigen Weg auszuwählen. Einen kompakten Überblick hierzu bieten nachfolgende Kurzprofile zu den wichtigsten Jakobswegen – darunter der spanische Hauptweg Camino Frances, die portugiesischen Jakobswege oder auch der längste Jakobsweg, die Via de la Plata.

TIPP: Auf der Suche nach einem unvergesslichen Jakobsweg-Erlebnis? Jede Menge Reiseinspirationen gibt es auf dem JakobswegReisen Marktplatz! Am besten gleich einmal vorbeischauen.

Camino Frances: populärer Klassiker

Diese Karte zeigt den Weg des Camino Frances von Saint-Jean-Pied-de-Port bis nach Santiago.
Fast 800 Kilometer verläuft der Camino Frances durch Spanien.

Der Camino Frances, der Klassiker unter den Jakobswegen beginnt in Frankreich, kurz vor der französisch-spanischen Grenze. Vom Startpunkt St. Jean Pied de Port bis zum Ziel Santiago de Compostela führt er von Ost nach West durch die Regionen Navarra, La Rioja, Castilla y Leon mit der Hochebene Meseta sowie Galicien.

Während des Unterwegsseins durch die unterschiedlichen Klimazonen erlebt man auf dem französischen Jakobsweg abwechslungsreiche Gegenden mit Berglandschaften, wüstenähnlichen Hochebenen, Wäldern und Weinanbaugebieten.

Aber nicht nur landschaftlich, sondern auch kulturell hat der Camino Frances eine Menge zu bieten. Als UNESCO Weltkulturerbe findet man hier jede Menge historischer Stätten und kultureller Besonderheiten.

Der mit mehr als 50 Prozent des Pilgeraufkommens am stärksten frequentierte Jakobsweg ist bestens ausgeschildert und nicht allzu anspruchsvoll. Da er außerdem über eine gute Infrastruktur mit dichtem Herbergennetz verfügt, lassen sich die Etappenlängen fast beliebig anpassen, was den Camino Frances zu einem idealen Weg für Jakobsweg-Anfänger macht.

Wer die Nummer eins unter den Jakobswegen komplett zurücklegen möchte, sollte allerdings fünf bis sechs Wochen einplanen. Alternativ lässt sich die Strecke auch in mehrere Teilabschnitte gliedern und einfach Stück für Stück gehen, ganz so wie man Zeit dafür findet.

Jakobsweg Camino Frances kompakt
Stark frequentierte, abwechslungsreiche Route durch unterschiedliche Landschaften und Klimaregionen. Weltkulturerbe mit historischen und kulturellen Stätten. Insbesondere auf den letzten 100 Kilometern vor Santiago de Compostela sehr kommerziell.

Geeignet für: Jakobsweg-Anfänger, Kontaktfreudige, Alleinreisende, Kulturinteressierte
Schwierigkeitsgrad: leicht – mittel
Startpunkt: St. Jean Pied de Port
Länge: 770 km
Etappen: 30-35 
Herbergennetz: sehr gut
Beste Reisezeit: April bis Oktober. Achtung: Während der Ferienzeit Juli/August ist auf dem Camino Frances insbesondere auf den letzten 100 Kilometern mit einem sehr hohen Pilgeraufkommen zu rechnen.

LESETIPP: Umfassende Informationen zum französischen Jakobsweg gibt es im Beitrag „Camino Frances – Kurzporträt eines Klassikers“.

Camino Portugues Central und da Costa – die zwei portugiesischen Jakobswege

Auf dieser Karte sieht man den Wegverlauf des Camino Portugues da Costa.
Der küstennahe Verlauf des Camino Portugues da Costa garantiert Atlantikatmosphäre pur.

Die beiden portugiesischen Pilgerwege „Camino Portugues Central“ und „Camino Portugues da Costa“, belegen Platz zwei und drei in der Pilgerstatistik.

Gemeinsame Kennzeichen

Trotz unterschiedlicher Routen verbinden den Camino Portugues Central und den neueren Camino Portugues da Costa einige Gemeinsamkeiten:

  • Startpunkt ist die Küstenstadt Porto.
  • Beide Jakobswege gehören mit einer Länge von rund 260 bis 300 Kilometern (je nach Wegvariante) zu den kürzeren Routen mit Ziel Santiago de Compostela und können in der Regel auch von Jakobsweg-Anfängern in zwei Wochen zurückgelegt werden.
  • Beide Varianten führen durch Portugal UND Spanien.
  • Die Wege vereinigen sich spätestens im spanischen Redondela, rund 80 Kilometer vor Santiago de Compostela.
  • Der Schwierigkeitsgrad der Strecken kann als „leicht“ bezeichnet werden, weshalb die Wanderschaft auf den portugiesischen Jakobswege für jeden geeignet ist.
  • Sowohl die Herbergendichte als auch die Wegbeschilderung sind gut.

Während der traditionelle Weg jedoch durch das Landesinnere führt, schnuppert man auf der neuen Küstenvariante Atlantikluft.

Camino Portugues Central – Besonderheiten

Wer sich für den Weg durch das Landesinnere Portugals entscheidet, streift durch ländliche Gebiete, überquert mittelalterliche Brücken und geht durch geschichtsträchtige, reizvolle Städte mit beeindruckender Architektur. Man erreicht Orte wie Braga, Ponte de Lima oder Tui, die mit ihren Kirchen, Kathedralen und Museen am Rande des Camino Portugues immer wieder zu einem kleinen kulturellen Ausflug einladen.


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Jakobsweg Camino Portugues Central kompakt
Relativ kurzer Jakobsweg, ideal für zwei Wochen Zeit. Gute Infrastruktur. Frequenz hält sich (noch) in Grenzen. Anspruch an Fitness und Kondition sehr moderat.

Geeignet für: Jakobsweg-Anfänger, Alleinreisende, Kulturinteressierte, Kontaktfreudige.
Schwierigkeitsgrad: leicht
Startpunkt: Porto
Länge: 240 km
Etappen: 10-12
Herbergennetz: gut
Beste Reisezeit: April bis Oktober

Camino Portugues da Costa – Besonderheiten

Der Camino Portugues da Costa zeichnet sich – wie der Name schon erahnen lässt – hingegen durch die Nähe zum Atlantik aus und bietet dazu die passende Kulisse. Dünenstrände, die man über Holzbohlen passiert, Hafenstädte und kleine malerische Fischerdörfer und vor allem der Blick über das Meer lassen die Herzen aller Küstenliebhaber auf dieser Route rund 200 Kilometer lang höherschlagen, bis sich der Weg von der Küste entfernt und im Landesinneren mit dem Camino Portugues Central zusammentrifft.

Jakobsweg Camino Portugues da Costa kompakt
Kurzer Küstenweg mit guter Infrastrukur. Belebt, aber nicht überfüllt. Anspruch an Fitness und Kondition eher gering.

Geeignet für: Küstenliebhaber, Jakobsweg-Anfänger, Alleinreisende, Kontaktfreudige.
Schwierigkeitsgrad: leicht
Startpunkt: Porto
Länge: 270 km
Etappen: 10-14 
Herbergennetz: gut
Beste Reisezeit: April bis Oktober. Während der Sommerferien im Juli//August muss an den Küstenabschnitten nicht nur mit einem erhöhten Pilger-, sondern auch mit einem hohen Badegästeaufkommen gerechnet werden.

LESETIPP: Alle, die sich für den portugiesischen Jakobsweg interessieren, finden im Beitrag „Camino Portugues: alle Infos für Deine Vorbereitung“ ausführliche Informationen.

Camino del Norte: der spanische Küstenweg

Hier sieht man die Karte mit der Route des Camino del Norte.
Über 1.200 Kilometer spanischer Nordküstenweg.

Der bis heute als Insider-Tipp gehandelte Jakobsweg Camino del Norte ist die perfekte Wahl für jeden, der nicht nur den Küstenanblick liebt, sondern auch über eine mindestens gute Grundkondition und ausreichend Zeit verfügt.

Insgesamt 850 Kilometer lang ist die offizielle Variante des spanischen Küstenweges von Irun nach Santiago de Compostela. Drei Viertel der Route wandert man durch das Baskenland, Kantabrien und Asturien mehr oder weniger an der Küste entlang, bevor der Weg in Galicien ins Landesinnere Richtung Santiago de Compostela abzweigt.

Der Camino del Norte verheißt wie kein anderer Jakobsweg Bilderbuchatmosphäre pur und ist dabei längst nicht so überlaufen wie der populäre Camino Frances. Einsame Strände, malerische kleine Hafenstädtchen, Wiesen, Wälder, hügelige Landschaften und das Meer, das bis zum Horizont reicht, bieten täglich neue, reizvolle Anblicke.

Wer allerdings meint, dass ein Weg an der Küste eher flach verläuft und leicht zu bewältigen ist, irrt. So schön der spanische Küstenweg auch ist, so anspruchsvoll ist in weiten Teilen die zurückzulegende Strecke mit ihren vielen Steigungen. Für Jakobsweg-Anfänger ohne Wandererfahrung ist der Camino del Norte daher vor allem auf dem ersten Abschnitt bis Bilbao nur bedingt zu empfehlen.

Jakobsweg Camino del Norte kompakt
Der Camino del Norte belegt Platz vier in der Pilgerstatistik und gehört nicht nur zu den längsten, sondern auch zu den anspruchsvollsten und landschaftlich beeindruckendsten Jakobswegen in Spanien.

Geeignet für: Wander- und Pilgererfahrene, die eine Alternative zum überfüllten Camino Frances suchen. Fitte Küstenliebhaber mit viel Zeit.
Schwierigkeitsgrad: mittel bis schwer
Startpunkt: Irun
Länge: 840 km
Etappen: 35-40 
Herbergennetz: gut bis befriedigend
Beste Reisezeit: April bis Oktober. Durch das Atlantikklima sind auch im Hochsommer die Temperaturen angenehm.

LESETIPP: Mehr Informationen für alle, die gerne auf dem Jakobsweg Atlantikatmosphäre schnuppern möchten, bietet der Beitrag „Camino del Norte: alle Infos für Deine Vorbereitung“.

Camino Ingles: der englische Weg

Hier sieht man den Wegverlauf des Camino Ingles von Ferrol und alternativ von A Coruna aus auf einer Karte eingezeichnet.
Camino Ingles – der englische Weg durch Galicien

Der rund 115 Kilometer lange englische Jakobsweg ist der perfekte Weg für alle, die nur wenige Tage zur Verfügung haben oder einfach einmal das Unterwegs-sein auf einem Jakobsweg testen möchten. In fünf bis sieben Etappen lässt sich die gesamte Strecke vom Startpunkt Ferrol aus bis nach Santiago de Compostela zurücklegen.

Mit einem sehr moderaten Anspruch an die Kondition kommt man dabei auf dem Camino Ingles sowohl in den Genuss von Küstenlandschaften als auch Bergpanoramen, was diesen Jakobsweg trotz seiner Kürze abwechslungsreich macht.

Dank seiner guten Infrastruktur gibt es ausreichend Übernachtungsmöglichkeiten in Herbergen oder Pensionen in den Ortschaften entlang des Weges. Ob zehn, 15 oder 20 Kilometer pro Tag: Bei dem auf Platz 5 in der Pilgerstatistik rangierenden Jakobsweg lassen sich die Längen der einzelnen Etappen flexibel festlegen.

Jakobsweg Camino Ingles kompakt
Kurz, abwechslungsreich, recht einfach zu bewerkstelligen, eine gute Infrastruktur und wenig frequentiert: Diese Kennzeichen bringen die Vorzüge des einsteigerfreundlichen Camino Ingles auf den Punkt.

Geeignet für: Jakobsweg-Anfänger, Wanderer und Pilger mit wenig Zeit.
Schwierigkeitsgrad: leicht
Startpunkt: Ferrol (Alternativ:A Coruna)
Länge: 115 km (Alternativ: 75 km)
Etappen: 5-7
Herbergennetz: gut
Beste Reisezeit: April bis Oktober.

LESETIPP: Interesse am englischen Jakobsweg? Nützliche Infos und Tipps zur Planung gibt es im Beitrag „Camino Ingles: Pilgerweg für Seefahrer“.

Camino Primitivo: der „ursprüngliche“ Jakobsweg

Hier sind man eine Landkarte, auf der der Camino Primitivo eingezeichnet ist.
Kurz und intensiv: Der 310 Kilometer lange Camino Primitivo ist der schwerste Jakobsweg.

Die Jakobswege in Spanien zeichnen sich durch ihre Vielfalt aus und bieten attraktive Routen mit unterschiedlichsten Längen für jeden Geschmack. Auch ambitionierte Wanderer und Pilgererfahrene kommen hier nicht zu kurz. Wer gerne körperliche Belastungsgrenzen auslotet und Abgeschiedenheit und Ruhe dem Trubel vorzieht ist auf dem Jakobsweg Camino Primitivo gut aufgehoben.

Den ursprünglichsten aller Jakobswege findet man in der Pilgerstatistik auf Platz Nummer 6. Lediglich rund vier Prozent der Reisenden wählen diesen Weg. Wer sich jedoch darauf einlässt und von Oviedo aus nach Santiago de Compostela wandert, darf sich auf im wahrsten Sinne des Wortes unberührte Landschaften, auf Gebirgspässe, Täler, Wälder und Wiesen freuen. Naturliebhaber und erfahrene (Berg-)Wanderer erwartet hier ein kleines Paradies mit wunderbaren Aussichten, die die oft schweißtreibenden Passagen schnell vergessen lassen.

Für den kompletten Weg sollte man 12 bis 14 Tage veranschlagen und die Etappen nicht allzu lang wählen. Schließlich müssen auf dem Camino Primitivo fast täglich mehrere Hundert Höhenmeter auf oft steinigen, unebenen Wegen und Pfaden überwunden werden, so dass man wesentlich langsamer vorankommt als in eher flachen Wandergebieten.

Jakobsweg Camino Primitivo kompakt
Kurz, intensiv, ursprünglich, wenig frequentiert: Der Camino Primitivo gleicht in weiten Teilen einer Mittelgebirgswanderung und setzt eine gute körperliche Fitness voraus.

Geeignet für: ambitionierte und erfahrene Wanderer und Pilger, Ruhesuchende
Schwierigkeitsgrad: schwer
Startpunkt: Oviedo
Länge: 310 km
Etappen: 12-14
Herbergennetz: gut bis befriedigend
Beste Reisezeit: Frühjahr bis Herbst, Wintermonate aufgrund der Bergetappen eher meiden.

LESETIPP: Mehr Infos gewünscht? Im Beitrag „Camino Primitivo – Unterwegs auf dem ältesten Jakobsweg“ gibt es alles Wissenswertes zum Nachlesen.

Via de la Plata – der längste Jakobsweg

Die Via de la Plata – wörtlich „Weg des Silbers“ – verheißt eine 1.000 Kilometer lange Wander- und Pilgerschaft durch weitläufige, dünn besiedelte Landschaften und mittelalterliche Städte. Auf diesem alten Jakobsweg, der in der Pilgerstatistik Platz sieben belegt, trifft man nur wenige, in der Regel aber erfahrene Pilger und Wanderer an.

Wer auf der ehemaligen Handelsstraße der Römer vom offiziellen Startpunkt Sevilla aus Richtung Santiago de Compostela wandert, muss die Einsamkeit lieben und vor allem Ausdauer mitbringen. Lange Etappen mit über 30 Kilometern führen durch die Regionen Andalusien, Extremadura, Castilla y Leon nach Galicien. Glücklicherweise ist der Streckenverlauf jedoch vergleichsweise flach, so dass sich die konditionellen Anstrengungen durch Höhenunterschiede in Grenzen halten.

Dafür kann im Hochsommer die Hitze dazu führen, dass die großen Distanzen unerträglich werden. Aus diesem Grunde ist zu empfehlen, eine Reise auf Spaniens längsten Jakobsweg im Frühjahr, Herbst oder gar über die Wintermonate hinweg zu verwirklichen.

Via de la Plata kompakt
Wenig frequentiert. Authentisches Pilgererlebnis ohne Kommerz. Teils sehr lange Etappen notwendig.

Geeignet für: erfahrene Wanderer und Pilger mit viel Zeit. Kulturinteressierte. Ruhesuchende. Winterwanderer.
Schwierigkeitsgrad: leicht bis mittelschwer
Startpunkt: Sevilla
Länge: 1000 km
Etappen: 35-40 
Herbergennetz: gut bis befriedigend
Beste Reisezeit: Herbst bis Frühjahr. Hochsommermonate aufgrund der Hitze nicht empfehlenswert.

Camino Finisterre: Jakobswegverlängerung zum Ende der Welt

Hier sieht man die Karte des Camino Finisterre mit der Route von Santiago de Compostela ans Ende der Welt.
Zwei Wege führen von Santiago de Compostela nach Finisterre.

Alle Jakobsweg-Routen in Spanien und Portugal haben mit Santiago de Compostela den gleichen Endpunkt, das gleiche Ziel. Doch es gibt eine Ausnahme: den Camino Finisterre.

Beim Camino Finisterre ist Santiago de Compostela der Startpunkt, weshalb dieser Weg eher als Verlängerung der Jakobswege gesehen wird. Dies macht ihn aber nicht minder interessant. Im Gegenteil: Der Weg ans Ende der Welt zum berühmten „Kilometerstein Null“ stellt für viele einen absoluten, wenn nicht sogar DEN Höhepunkt ihrer Reise dar.

Um dorthin zu gelangen liegen rund 100 Kilometer vor dem Wanderer und Pilger. Dem Gang durch ein sehr ländliches galicisches Gebiet mit alten Brücken, Streusiedlungen und Weidefeldern schließt sich die Wanderung an der Atlantikküste an. Hier stehen zwei Wegvarianten zur Verfügung:

Die eine Route führt an der Ria Corcubion direkt nach Finisterre. Auf dem anderen, 25 Kilometer längeren, aber durchaus lohnenswerten Weg landet man zunächst im kleinen Hafenstädtchen Muxia, das ein echtes Postkartenmotiv bereithält: die Wallfahrtskirche Santuario da Virxe da Barca. Von dort aus erreicht man binnen ein bis zwei Tagesetappen Finisterre.

Beide Wegvarianten sind als leicht bis mittelschwer einzuordnen und auch für Jakobsweg-Anfänger gut machbar. Da insbesondere die Strecke über Muxia jedoch teilweise lückenhaft beschildert ist, ist es ratsam für den Notfall Orientierungshilfen in Form von Karten, GoogleMaps oder GPS-Daten mitzuführen.

Camino Finisterre kompakt
Ob als Abschluss einer langen Jakobswegreise oder als kurze Auszeit: Der Camino Finisterre ist jeden Schritt wert.

Geeignet für: Jakobsweg-Anfänger und erfahrene Wanderer und Pilger gleichermaßen.
Schwierigkeitsgrad: leicht
Startpunkt: Santiago de Compostela
Länge: 90 km (Alternativ 115 km über Muxia)
Etappen: 5-6
Herbergennetz: gut bis befriedigend
Beste Reisezeit: ganzjährig begehbar

LESETIPP: Wer mehr über den Jakobsweg Camino Finisterre erfahren möchte, findet nützliche Infos zum Weg, zu Etappen und Unterkünften im Beitrag „Camino Finisterre – Der Weg ans Ende der Welt“.

Die letzten 100 Kilometer – Startpunkte auf den Jakobswegen

Jakobswege in Spanien und Portugal gibt es in jeder Länge und mit jedem Schwierigkeitsgrad. Manche möchten oder können sich aber keine mehrwöchigen Auszeiten gönnen, wollen aber dennoch das Jakobswegfeeling spüren und am Ziel Santiago de Compostela eine offizielle Pilgerbescheinigung in Form der „Compostela“ entgegennehmen.

Die Voraussetzung hierfür ist die „100-Kilometer-Regel“. Diese besagt, dass Fußpilger mindestens 100 Kilometer (Radpilger mindestens 200 Kilometer) lang auf dem Jakobsweg unterwegs gewesen sein müssen, bevor sie die Pilgerhauptstadt erreichen.

Um diese Mindestbedingung zu erfüllen, eignet sich zum einen der 115 Kilometer lange Camino Ingles ab Ferrol oder folgende Startpunkte auf den unterschiedlichen Jakobswegen:

Camino Frances: Sarria
Camino Portugues Central: Tui
Camino Portugues da Costa: Vigo
Camino del Norte: Baamonde bzw. Vilalba, ab Arzua weiter auf dem Camino Frances
Camino Primitivo: Castroverde bzw. kurz vor Lugo, ab Melide weiter auf dem Camino Frances
Via de la Plata: Ourense

LINKTIPP: Anregungen für die kurze Auszeit auf Jakobswegen gibt es im Artikel „9 Reiseideen für die letzten 100 km auf dem Jakobsweg„. Wer hier auf der Suche nach Reiseangeboten ist, stöbert am besten im JakobswegReisen Marktplatz.

Jakobswege Nebenrouten: abseits ausgetretener Pfade

Ein hohes Pilgeraufkommen wie auf dem berühmtesten aller Jakobswege, dem Camino Frances, bringt naturgemäß nicht nur Vorteile wie Gemeinschaft und gute Infrastruktur mit sich. Manchen wird der Pilgertrubel mit der von Jahr zu Jahr stärker werdenden Kommerzialisierung einfach zu viel. Sie wünschen sich mehr Ruhe, mehr Authentizität und weichen auf andere Jakobswege aus.

Ausgetretene Pfade sind die sichersten, aber es herrscht viel Verkehr. – Jeff Taylor

Neben den vorgenannten alternativen Routen bieten sich dabei auch einige Nebenrouten an, die viele Kilometer lang wenig Frequenz versprechen, bevor sie später in den Jakobsweg Camino Frances münden. Dazu gehören vor allem folgende zwei Jakobswege:

Camino de Madrid
Startpunkt: Madrid
Schwierigkeitsgrad: leicht bis mittel
Herbergendichte: eher gering
Länge: 320 km bis Sahagun
Etappen: 14-16
Ende: Sahagun
Reisezeit: Frühjahr und Herbst. Hohe Temperaturen im Hochsommer.
Fortsetzung auf dem Camino Frances: Sahagun – Santiago de Compostela . ca. 350 km

Ruta del la Lana
Startpunkt: Alicante
Schwierigkeitsgrad: mittel
Herbergendichte: sehr gering
Länge: 675 km bis Burgos
Etappen: 25-30
Ende: Burgos
Reisezeit: Herbst bis Frühjahr. Aufgrund der Hitze im Hochsommer nicht zu empfehlen.
Weiter auf dem Camino Frances: Burgos – Santiago de Compostela . ca. 480 km

Camino Invierno: der Winter-Wander-Weg

Zu einer Jakobswegreise während der kalten Jahreszeit lädt der Camino Invierno ein. Noch ist der rund 260 Kilometer lange Winterweg ein Geheimtipp, doch das Interesse an ihm steigt sichtlich – nicht nur bei denen, die den Camino Invierno explizit als „ihren Weg“ wählen. Vielmehr wechseln immer mehr Wanderer und Pilger vom Camino Frances in Höhe von Ponferrada auf den Winterweg, um die spürbare Hektik des populären Jakobsweges hinter sich zu lassen und die letzten 10 bis 14 Tage ihres Unterwegs-seins ruhiger zu genießen.

TIPP: Der Camino Invierno lässt sich zu jeder Jahreszeit begehen. Da jedoch die Infrastruktur und Wegbeschilderung noch nicht das Niveau der bekannteren Jakobswege erreicht hat, ist es ratsam, sich mit den Gegebenheiten vor Ort bereits im Vorfeld der Reise zu beschäftigen.

Jakobswege Auswahl – Tipps und Kriterien

Der populäre Camino Frances, der küstennahe Camino del Norte, der Camino Portugues mit Meerblick, der kurze Camino Ingles oder der anspruchsvollste von allen, der Camino Primitivo? Für wen eignet sich nun welcher Jakobsweg?

Hier sieht man einen Mann an einem Strand auf dem portugiesischen Jakobsweg.
Küste, Berge, karge Hochebenen, weitläufige Landschaften? Jakobswege in Spanien und Portugal bieten für jeden die passende Umgebung.

Der passende Jakobsweg für Erfahrene

Für alle, die bereits Wandererfahrung und eine gute Grundkondition mitbringen, stellen sich neben der Zeitfrage vor allem folgende Fragen:

  • Welches Interesse habe ich? Soll mein Weg in Küstennähe sein, durch die Berge oder die Ebene führen, wünsche ich kulturelle Highlights oder einfach nur Natur pur?
  • Welchen Bedarf muss der Weg in Sachen Infrastruktur wie Verpflegungsmöglichkeiten und Herbergennetz erfüllen?
  • Sucht man die Ruhe oder wünscht man sich verstärkt den Kontakt zu Gleichgesinnten?

Entscheidungshilfe für Jakobsweg-Anfänger

Für wenig geübte oder unerfahrene Wanderer und Pilger hingegen ist es ratsam bei der Wahl ihres ersten Jakobsweges vor allem auf folgende Kriterien zu achten:

  • Flexible Etappeneinteilung
  • Gute Wegbeschilderung
  • Ausreichend dichtes Herbergennetz (will man in den klassischen Pilgerunterkünften übernachten)
  • Außerdem: eher gut frequentierte Wege wählen, um unterwegs im Fall der Fälle auch auf Hilfe anderer zurückgreifen zu können.

Je nach geplanter Dauer der Reise erfüllen diese Kriterien vor allem die portugiesischen Jakobswege und der Camino Frances. Auch der Camino Ingles könnte hier eine Option sein, wenn man unter Umständen auch Übernachtungen in Pensionen und Hotels in Erwägung ziehen kann.

Pilgern für Anfänger: 5 Jakobsweg Besonderheiten

Die vorstehenden Ausführungen unterstützen bei der Wahl des eigenen Jakobsweges. Doch wer sich erstmalig auf einen der Pilgerwege in Spanien und Portugal begeben möchte, will auch wissen, was einen Jakobsweg von anderen Fernwanderwegen unterscheidet, um nicht mit falschen Erwartungen zu starten. Daher hier ein kurzer Blick auf fünf Besonderheiten:

Der Jakobsweg-Spirit

Das wohl gravierendste Unterscheidungsmerkmal zwischen Jakobsweg und Fernwanderweg ist der vielzitierte Jakobsweg-Spirit. Gemeint ist damit vor allem das Gemeinschaftsgefühl, das sich allerorts im Laufe des Unterwegs-sein einstellt, wenn sich alle einem gemeinsamen Ziel nähern: Santiago de Compostela.

Die Begegnungen und der Austausch mit unterschiedlichen Nationalitäten und Kulturen machen die Jakobsweg-Reise für viele, insbesondere auch Alleinreisende, so wertvoll und nicht selten werden im Laufe der Tage und Wochen des gemeinsamen Weges langjährige Freundschaften über Ländergrenzen hinweg geschlossen.

Pilgerherbergen als Nachtquartier

Was wäre der Jakobsweg ohne die Pilgerherbergen? Sie sind der Dreh- und Angelpunkt für das oben zitierte „Gemeinschaftsgefühl“, für das Knüpfen sozialer Kontakte – beim gemeinsamen Kochen, bei einem Gläschen Wein oder beim Frühstück. Anders als in Deutschland gibt es in Spanien und Portugal auf vielen Wegen ein dichtes Netz an öffentlichen, kirchlichen und privaten Herbergen mit günstigen Übernachtungsmöglichkeiten.

LESETIPP: Was man bei der Übernachtung in Pilgerherbergen berücksichtigen sollte und mehr Infos zu Übernachtungsmöglichkeiten auf dem Jakobsweg findet man im Beitrag „Jakobsweg Pilgerherbergen und andere Unterkünfte“.

Der Pilgerausweis

Für einen Platz in der Pilgerherberge ist es notwendig einen sogenannten Pilgerausweis oder Pilgerpass mitzuführen, der an jedem Tagesziel mit einem Stempel versehen wird. Auf diese Weise wird die zurückgelegte Jakobswegroute dokumentiert und so die Voraussetzung erfüllt, am Ziel Santiago de Compostela eine Pilgerurkunde entgegennehmen zu dürfen. Den Pilgerausweis erhält man an den offiziellen Startpunkten der Jakobswege oder bestellt ihn direkt bei einer der Jakobusgesellschaften.

LESETIPP: Im Beitrag „Pilgerausweis für den Jakobsweg“ gibt es umfangreiche Informationen zu diesem Pilgerdokument, seiner Rolle auf dem Jakobsweg und zu Bezugsquellen.

Jakobsmuschel und gelbe Pfeile – Wahrzeichen des Pilgerweges

Unterwegs auf Jakobswegen, fällt vor allem eines ins Auge: die Jakobsmuschel. Sie hängt häufig an der Rucksackrückseite der Reisenden, wo sie als eine Art Erkennungszeichen für Pilger dient. Vor allem aber dient die Jakobsmuschel auch als weit verbreitetes Wegzeichen, das die Richtung nach Santiago de Compostela weist.

Hier sieht man eine Wand voller Jakobsmuscheln, das Erkennungszeichen auf dem Jakobsweg.
Die Jakobsmuschel ist das Wahrzeichen des Pilgerweges nach Santiago de Compostela.

Auf Hauswänden, Mauern oder Straßenschildern angebracht, auf dem Boden eingelassen oder an Randsteinen befestigt leuchtet das unverwechselbare gelbe Muschelsignal meist auf blauem Grund dem Wanderer und Pilger entgegen. Ergänzend dazu oder auch als Alternative zieren signalgelbe Pfeile als Wegweiser den Jakobsweg und kennzeichnen den richtigen Verlauf der Routen in Spanien und Portugal.

Wer sich strikt an den vorgegebenen Pfad hält, findet sich mit diesen Wegzeichen auf den meisten Jakobswegen in der Regel gut zurecht. Wer jedoch nicht gerade die stark frequentierten und entsprechend bestens ausgezeichneten Pilgerstrecken wählt oder sich auch gerne einmal abseits des vorgesehenen Wegverlaufes bewegt, tut gut daran, vor Ort Navigationshilfen im Gepäck zu haben. Insbesondere GPS-Daten oder GoogleMaps eignen sich bestens zur Orientierung abseits der Wegstrecke oder auch dazu, den direktesten Weg zur nächsten Unterkunft zu finden.

LESETIPP: In der Galerie von HelloWORLD gibt es mehr als 500 Impressionen aus über 2.000 Kilometern auf Jakobswegen in Spanien und Portugal, darunter auch die Galerie „25 Zeichen auf dem Jakobsweg“. Einfach mal reinschauen.

Santiago de Compostela: das Jakobsweg-Ziel

„Viele Wege, ein Ziel“ ist eine weitere Besonderheit, die Jakobswege von anderen Fernwanderwegen unterscheidet. Santiago de Compostela ist der Schlusspunkt für alle, die auf einer der Pilgerrouten unterwegs sind. Egal aus welchen Himmelsrichtungen sie kommen, landen sie am Ende ihrer Jakobswegreise in der Pilgerhauptstadt. Unabhängig davon, aus welchen Gründen sich jemand auf den Weg gemacht hat – religiöse Motive, Sinnsuche oder sportliche Ambitionen: Vor der großen Kathedrale spürt man ihn ein letztes Mal, den Jakobsweg-Spirit.

Jakobsweg-Wissen für die Planung

Die Informationen zu den wichtigsten spanischen und portugiesischen Jakobswegen sind eingeholt, die Entscheidung, welcher Weg der eigene werden soll, steht. Jetzt können die Planungen starten und oft gilt der erste Blick dem Kalender: Wann ist die beste Reisezeit?

Ein paar Worte zur Reisezeit

Das Pilgeraufkommen

Die Statistik des Pilgerbüros in Santiago de Compostela zum Pilgeraufkommen im Jahresverlauf gibt zunächst Aufschluss darüber, in welchen Monaten die Wege wie stark frequentiert sind.

Das Pilgeraufkommen auf den Jakobswegen in Spanien und Portugal wird in diesem Balkendiagramm gezeigt.
Auf den Jakobswegen herrscht in den Sommermonaten Hochbetrieb.

Diejenigen, die Pilgerherbergen als Übernachtungsmöglichkeit bevorzugen, sollten soweit möglich die Sommermonate Juli und August vor allem auf dem beliebten Camino Frances und den portugiesischen Jakobswegen meiden. Dann nämlich können die normalerweise ausreichend verfügbaren Unterkünfte schon einmal knapp und der Ansturm auf die günstigen Schlafplätze stressig werden. Bestenfalls kann man auf Pensionen oder Hotels ausweichen. Im schlimmsten Fall müssen die Etappen aber verlängert werden, was nach einem langen Tag auf den Beinen sehr kräftezehrend sein kann und schon manch einen an seine körperlichen und mentalen Grenzen gebracht hat.

Dem starken Pilgeraufkommen in der Hochsaison entsprechend herrscht aber nicht nur in den Pilgerherbergen, sondern auch auf den Wegen selbst Trubel. Daher sollten auch Ruheliebende bei ihrer Reiseplanung die Hochsaison im Juli und August eher ausschließen.

Die Wetterbedingungen

Im Hinblick auf die Temperaturen und das Wetter sind die Jakobswege in Spanien und Portugal grundsätzlich von Ende März/Anfang April bis in den Oktober hinein gut begehbar. Auf Teilabschnitten des Camino Frances und vor allem auf der Via de la Plata kann es im Hochsommer jedoch mit Temperaturen bis zu 35 oder gar 40 Grad sehr heiß werden. Hier sollte man unempfindlich gegenüber Hitze sein und stets darauf achten, sich nur mit Kopfbedeckung und ausreichend Wasservorrat auf den Weg zu machen.

LESETIPP: Mit welchen Temperaturen und Niederschlagsmengen auf den einzelnen Pilgerrouten in Spanien und Portugal im Jahresverlauf zu rechnen ist, darüber informieren die ausführlichen Beiträge in der Rubrik „Jakobswege.

Wie viel Vorbereitung braucht der Jakobsweg?

Wie viel Vorbereitung benötigt der Jakobsweg? Eine Frage, die oft sehr kontrovers diskutiert wird. Während einige der Meinung sind, man könne auf eine Planung getrost verzichten und sich einfach auf den Weg begeben, planen andere ihre Reise bis ins kleinste Detail. Ein Richtig oder Falsch gibt es hier jedoch nicht. Wie so oft im Leben heißt die Antwort: Es kommt darauf an…

Sicher benötigt ein erfahrener Pilger und Wanderer eher wenig Vorbereitung für die nächste Jakobswegtour. Vielleicht werden die Etappen grob geplant, die bereits vorhandene und viele Kilometer lang bewährte Ausrüstung nochmals überprüft, aber dann kann es auch schon losgehen. Man weiß ja, was einen erwartet.

Vorbereitung für Jakobsweg-Anfänger

Für Jakobsweg-Anfänger, die noch keine Wandererfahrung mitbringen und keinerlei Vorstellung haben, was auf sie zukommen kann, ist es oft wichtig, sich zu informieren. Sie planen ihr Vorhaben, um die notwendige Sicherheit für ihren ersten Schritt zu erhalten. Besonderes Augenmerk sollte dabei auf folgende zwei Punkte gelegt werden:

Etappenplanung für den Jakobsweg
Die Länge der Etappen bedacht wählen. Das Unterwegs-sein auf dem Jakobsweg mit Rucksack auf dem Rücken ist nicht vergleichbar mit einer Tageswanderung am Wochenende. Hier kann man sich hinsichtlich der zumutbaren Distanzen schnell überschätzen. Gerade an den ersten Tagen benötigt der Körper Zeit zur Eingewöhnung und oft sind hier bereits 15 bis 20 Kilometer für den Anfang genug. Nach ein paar Tagen können die Etappenlängen dann langsam gesteigert werden, möglichst jedoch durchschnittlich 25 Kilometer pro Tag nicht überschreiten. Wichtig: Unbedingt Pausentage einplanen, um dem Körper im Notfall auch einmal Ruhe zu gönnen oder auch einfach mal an einem schönen Ort die Seele baumeln zu lassen.

Jakobsweg-Packliste
Rucksack, Wanderschuhe, Schlafsack… Das Zusammenstellen der Packliste, ist wohl eine der größten Herausforderungen, ist doch eine gute Ausrüstung entscheidend für den Wohlfühlfaktor auf dem Jakobsweg. „Gut“ muss dabei nicht gleich „teuer“ heißen. Gut bedeutet vielmehr „So viel wie nötig, so wenig wie möglich“, um das Rucksackgewicht in Grenzen und die Belastung für den Körper minimal zu halten. Die persönlich passende Auswahl zu treffen erfordert Zeit, denn so wenig wie es DEN Jakobsweg gibt, so wenig gibt es DIE Packliste für jede Gelegenheit.

Hier sieht man zwei Rucksäcke, die auf einer Bank auf dem Jakobsweg Camino Portugues stehen.
„So wenig wie möglich“ lautet das Motto bei der Auswahl des Gepäcks für den Jakobsweg.
LESETIPP: Ausführliche Informationen zur Ausrüstung und viele wertvolle Tipps für die Anschaffung gibt es im Beitrag „Das kommt in den Rucksack“ zum Nachlesen oder einfach die kostenlose Jakobsweg-Packliste direkt herunterladen.

TIPP: Die Beiträge rund um das Thema Jakobsweg auf diesen HelloWORLD-Seiten sollen dabei helfen, dass sich jeder sein eigenes „Informationspaket“ zusammenstellen kann – ganz nach Bedarf. Ausführliche Profile der spanischen und portugiesischen Jakobswege sind hier ebenso verfügbar, wie nützliches Jakobsweg-Wissen für die Vorbereitung und kostenlose Jakobsweg-Publikationen und Checklisten im HelloWORLD-Shop. Viel Spaß beim Stöbern.

Spanische und portugiesische Jakobswege – ein Fazit

Wer sich auf einen der Jakobswege mit Ziel Santiago de Compostela begibt, begibt sich auf eine Reise, die nicht selten (für eine Weile) das weitere Leben bestimmt.

Gerade Spanien und Portugal bieten mit ihren Jakobswegen nicht nur Hunderte von kilometerlangen Routen zum Pilgern und Wandern, sondern auch eine reizvolle landschaftliche Vielfalt für jeden Geschmack und für Kontaktfreudige unentwegt Chancen auf interessante und inspirierende Begegnungen.

Für alle, die sich schwer damit tun, „DEN“ Weg unter den Jakobswegen auszusuchen und sich nicht entscheiden können, ein Rat: einfach Beginnen, mit einem ersten Weg, mit einem ersten Schritt. Und vielleicht verliebt man sich ja in das Unterwegs-sein, in die Bewegung, in das Hier und Jetzt, das eine Reise auf dem Jakobsweg prägt wie keine andere und sicher eine Erkenntnis mit sich bringt:

Wie wenig man im Leben braucht, um glücklich zu sein. Eine Dusche, Verpflegung, ein Bett am Abend, ein paar Kilogramm mit dem Notwendigsten auf dem Rücken und vor allem Zeit für sich selbst und gute Gespräche.

In diesem Sinne ein herzliches Buen Camino auf allen Jakobswegen!

Jakobswege in Deutschland: Exkurs

Heute erleben die Jakobswege in Deutschland einen (neuen) Boom. Angesichts der globalen Corona-Situation bekommt die Redensart

„El Camino de Santiago empieza en la puerta de la casa de cada uno.“ – Übersetzt: Der Camino de Santiago beginnt vor dem Haus eines Jeden.

eine neue, ja wörtliche Bedeutung. Aktivitäten wie die Herausgabe der ersten deutschen Pilgerurkunde in Trier oder die Wiederbelebung einer alten Pilgerroute durch Berlin sind Anzeichen dafür, dass sich in Deutschland in Sachen Jakobsweg verstärkt etwas bewegt. Und wer weiß: Vielleicht treffen bald immer mehr die Entscheidung, ihre Route in kleinen Abschnitten in Deutschland vor der eigenen Türe zu beginnen und nicht auf einem der spanischen und portugiesischen Jakobswege mit mehreren Hundert Kilometern Länge.


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