Der Pilgerausweis bzw. Pilgerpass für den Jakobsweg ist nur ein kleines, im geschlossenen Zustand 10×15 Zentimeter großes und 25 Gramm schweres Dokument. Dennoch spielt der „Credencial del Peregrino“ – so der spanische Name – für die meisten Jakobsweg-Reisenden eine sehr wichtige Rolle.
Doch was genau ist der Pilgerausweis? Für was braucht man ihn? Wo bekommt man den Jakobsweg Pilgerpass? Was kostet er? Welchen Zusammenhang gibt es zwischen dem Pilgerausweis und der Pilgerurkunde? Und wie kommt man in den Besitz der „Compostela“, der offiziellen Bestätigung für die eigene Pilgerschaft? Diese Fragen stellen sich viele, die das erste Mal ihren Jakobsweg planen. Grund genug, dieses besondere Pilgerdokument etwas näher zu betrachten.
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Inhaltsverzeichnis
Der Jakobsweg Pilgerpass und seine Rolle
Das Pilgerdokument als Stempelheft
Pilgerurkunde – die Compostela
Pilgerausweis bestellen
Pilgerpass Kosten
Pilgerpass ausfüllen
Der Pilgerpass und seine Rolle auf dem Jakobsweg
Bei dem Pilgerpass handelt es sich um ein auf den persönlichen Namen ausgestelltes Papier, das nicht übertragbar ist. Für viele, die einen der Jakobswege gegangen sind, ist er ein bleibendes Andenken mit enormen Erinnerungswert.
Achte auf all Deine Erinnerungen. Du kannst sie nicht noch einmal erleben.
(Bob Dylan)
Doch der Pilgerausweis übernimmt vor allem auch eine wichtige offizielle Rolle auf dem Jakobsweg und bringt dem Inhaber dabei zwei wesentliche Vorteile:
- Zum einen ist das Pilgerdokument Türöffner für den Zugang zu kirchlichen und öffentlichen Pilgerherbergen. Nur mit Vorlage des Ausweises ist man dazu berechtigt, einen der Schlafplätze gegen sehr geringe Kosten oder eine Spende in Anspruch zu nehmen.
- Darüber hinaus ist der Besitz eines Pilgerausweises notwendig, um die zurückgelegte Jakobswegroute nachzuweisen, wenn man am Reiseziel Santiago de Compostela die persönliche Pilgerurkunde in Empfang nehmen möchte.
Doch wie genau erfolgt der Nachweis des zurückgelegten Weges?
Wie funktioniert das mit den Stempeln im Pilgerausweis?
Schaut man sich den Pilgerausweis einmal etwas genauer an, fallen vor allem die vielen leeren Seiten auf, auf denen oben der Schriftzug „Certificación de Paso (sellos)“ zu lesen ist. Frei übersetzt bedeutet dies so viel wie „Durchgangsbescheinigung (Stempel)“.
Auf diesen Seiten werden Stempel vom Startpunkt der Jakobswegreise an bis nach Santiago de Compostela gesammelt. Die Stempel erhält man in der Regel in der jeweiligen Unterkunft, in der man übernachtet. Wer jedoch versäumt hat, dort nach einem Stempel zu bitten oder weitere braucht oder möchte, kann auch in Kirchen, Pilger- und Tourismusbüros und in so manchen Bars, Cafés und Restaurants den Pilgerpass vorlegen und um den „bleibenden Eindruck von der Jakobswegreise“ bitten. Kleiner Nachteil der Stempelbeschaffung unter Tage jedoch: Nicht immer hat die angedachte „Stempelstelle“ auch geöffnet.
Wie häufig muss gestempelt werden?
Möchte man von einer günstigen Unterkunft in kirchlichen und öffentlichen Pilgerherbergen profitieren, sollte man auf eine möglichst lückenlose Dokumentation der Jakobswegroute achten. Lückenlos bedeutet, dass jede Tagesetappe mit einem Stempel und – ganz wichtig! – Datum bestätigt wird.
Möchte man hingegen lediglich sicherstellen, dass man die Voraussetzungen für die Ausstellung der Pilgerurkunde erfüllt, müssen nur die letzten 100 Kilometer bei Fußpilgern und die letzten 200 Kilometer bei Fahrradpilgern des Jakobsweges auf diese Weise nachgewiesen werden. Allerdings benötigt man während des Endspurtes Richtung Santiago de Compostela pro Tag zwei Stempel, damit die Pilgerschaft offiziell anerkannt wird.
Tipp am Rande: (K)ein Platz mehr für Stempel?
Je fleißiger man die kleinen „Sellos“ unterwegs als Souvenir sammelt, desto schneller passiert es, dass ein Pilgerausweis für die komplette Jakobswegtour nicht ausreicht.
Das offizielle Stempelheft hat sechs Seiten. Auf jeder von ihnen ist Platz für insgesamt sechs bis acht Stempel, abhängig davon, wie viel Raum die teilweise kleinen Kunstwerke beanspruchen.
Wer mehr als 36 bis max. 48 Einträge benötigt – was gerade bei längeren Jakobswegen wie dem Camino Frances, dem Camino del Norte oder der Via de la Plata der Fall sein kann – kann bereits zu Hause ein paar leere Stempelseiten als Reserve kopieren und in den Pass einkleben. Alternativ kann man sich aber auch unterwegs einen weiteren Pilgerausweis in Pilgerbüros, Kathedralen oder direkt in den Pilgerherbergen besorgen. Oder man bestellt im Vorfeld gleich zwei Ausweise im Zuge der Jakobswegplanungen.
Die Pilgerurkunde – krönender Abschluss einer Jakobswegreise
Mit Ankunft in Santiago de Compostela geht die Reise auf dem Jakobsweg zu Ende. Der krönende Abschluss steht für viele aber noch bevor: der Erhalt der „Compostela“, die mit dem persönlichen Namen versehene Pilgerurkunde.
Ausgestellt wird das begehrte Andenken und Erinnerungsstück für die eigene Jakobswegreise im Oficina de Acogida al Peregrino, das sich ganz in der Nähe der Kathedrale befindet.
In diesem Pilgerempfangsbüro muss man den Pilgerausweis vorlegen. Hier wird geprüft, ob die Stempel entsprechend der Regeln die Jakobswegreise nachweisen. Ist alles korrekt dokumentiert, wird die Compostela ausgestellt und damit die Pilgerschaft offiziell beglaubigt.
Bis man die Pilgerurkunde jedoch endgültig in den Händen hält, können noch einige Stunden vergehen. Je nach (Jahres-)zeit ist der Andrang an Pilgern hier nämlich trotz großzügiger Öffnungszeiten enorm und entsprechend lang die Warteschlangen. Bis Mitte 2019 musste man sich geduldig auf engstem Raum einreihen, doch glücklicherweise gibt es nun ein neues System, das die direkt vor Ort notwendige Wartezeit verkürzen kann.
Das Nummernsystem im Pilgerempfangsbüro
Dazu wurden Ticketautomaten im Pilgerempfangsbüro aufgestellt, an denen man sich einen Bon zieht, auf dem eine fortlaufende Nummer und ein QR-Code eingedruckt ist. Wie viele Personen noch in der (digitalen) Schlange stehen, bevor man selbst an der Reihe ist, kann dann auf drei Arten in Erfahrung gebracht werden:
- Zum einen lässt sich diese Information auf großen Bildschirmen im Wartebereich ablesen, auf denen jeweils die nächsten Nummern mit Hinweis auf freie Schalter angezeigt werden.
- Erkennt man hier bereits, dass mit einer längeren Wartezeit zu rechnen ist, nutzt man am besten den QR-Code auf dem Ticket. Dieser wird einfach mit dem Handy eingescannt und schon erscheint auf dem Display neben der eigenen Nummer die Nummer, die sich gerade in Bearbeitung befindet. Durch Aktualisierung der Seite wird jeweils über den neuesten Stand informiert.
- Sollte der QR-Code nicht mit dem Handy eingelesen werden können, so ist der Bearbeitungsfortschritt auch über die entsprechende Informationswebseite des Pilgerbüros abrufbar.
Dank des neuen Nummernsystems mit mobil verfügbaren Statusinformationen kann sich nun jeder die Wartezeit in Santiago de Compostela auf beliebige Weise versüßen. Ob im Café, bei einem kleinen Bummel oder kurzem Einkauf: Wichtig ist nur auf jeden Fall rechtzeitig wieder zum Ausgabeort der Compostela zurückzukehren. Denn wurde die Nummer einmal übersprungen, fängt das Warten von vorne an.
Pilgerausweis bestellen – so geht‘s
Der Pilgerausweis ist Türöffner für die Übernachtung in den Herbergen, Nachweis für die Jakobswegreise und damit für den Erhalt der Pilgerurkunde und nicht zu vergessen ein wertvolles Erinnerungsstück. Doch wo kann man nun das begehrte Dokument beantragen?
Grundsätzlich gibt es in Spanien und Portugal zumindest bei allen Startorten die Möglichkeit, den Pilgerausweis zu besorgen. Man sollte jedoch beachten beachten, dass Öffnungszeiten unter Umständen nicht in den geplanten Tagesablauf passen. Daher ist es empfehlenswert sich den Pilgerpass nicht erst vor Ort, sondern bereits vor Reiseantritt zu kaufen.
Offizielle Bezugsquellen für den Pilgerausweis
Anlaufstellen sind vor allem Institutionen der Kirche oder autorisierte Gesellschaften wie zum Beispiel Jakobusgesellschaften. Über deren Webseiten kann man direkt die Bestellung aufgeben oder entsprechende Formulare herunterladen. Deutschlandweit kann man sich an eine der folgenden, meist regional organisierten Vereinigungen wenden:
Ort | Name der Jakobusgesellschaft | Kontakt |
---|---|---|
Aachen | Deutsche St. Jakobus-Gesellschaft e. V. | Link |
Augsburg | Jakobus Pilgergemeinschaft e.V. | Link |
Berlin | Jakobusgesellschaft Brandenburg-Oderregion e.V. | Link |
Breisach | Badische St. Jakobusgesellschaft e.V. | Link |
Düsseldorf | Sankt - Jakobusbruderschaft e.V. | Link |
Frankfurt a. M. | Hessische St Jakobusgesellschaft e.V. | Link |
Hechingen | Hohenzollerische Jakobusgesellschaft e. V. | Link |
Hettstedt | St. Jakobus Gesellschaft Sachsen-Anhalt e.V. | Link |
Kremmen | St. Jakobus-Gesellschaft Berlin-Brandenburg e.V. | Link |
Mainz | St. Jakobus-Gesellschaft Rheinland-Pfalz-Saarland e.V. | Link |
Oberdischingen | Schwäbische Jakobusgesellschaft | Link |
Paderborn | Freundeskreis der Jakobuspilger e.V. | Link |
Rohrdorf | Jakobusgemeinschaft Rohrdorf e. V. | Link |
Trier | St. Jakobusbruderschaft e.V. | Link |
Würzburg | Fränkische St. Jakobus-Gesellschaft e. V. | Link |
In Österreich kümmert sich u.a. die Jakobusgemeinschaft Salzburg um die Bestellungen und in der Schweiz die Vereinigung Les Amis du Chemin de Saint-Jacques.
Angaben für die Bestellung des Pilgerausweises
Der Pilgerausweis für den Jakobsweg dient dazu, den Pilger eindeutig zu identifizieren. Daher sind für den Antrag einige Angaben erforderlich. Dazu gehören zum einen persönliche Informationen wie Vor- und Zuname, Adresse, Geburtsdatum und Nummer des Personalausweises oder vom Reisepass. Aber auch Daten zur geplanten Pilgerreise wie das voraussichtliche Startdatum, der Startort und die Art der Fortbewegung auf dem Jakobsweg (zu Fuß, mit dem Fahrrad, Rollstuhl oder Pferd) sind anzugeben.
Notfallkontakt als Zusatzservice
Optional bietet zum Beispiel die Deutsche St. Jakobus-Gesellschaft e.V. in Aachen außerdem die Möglichkeit, mit der Bestellung auch eine Adresse für den Notfall zu nennen. Diese Angaben sind nicht Teil des Pilgerausweises, sondern werden laut Geschäftsstelle aufbewahrt, um bei Bekanntwerden eines Notfalls den entsprechenden Ansprechpartner benachrichtigen zu können. Gerade für allein reisende Pilger/innen ist dies ein sehr nützlicher Service und sicher beruhigend zu wissen, dass im Fall der Fälle die Jakobusgesellschaft auch als eine Art Koordinationsstelle für den Kontakt nach Hause dient.
Bearbeitungsdauer beachten!
Nachdem der Antrag für den Jakobsweg Pilgerausweis abgesendet wurde, kann die Bearbeitungszeit je nach Bestellaufkommen schon einmal drei bis vier Wochen betragen, da diese Arbeit von ehrenamtlichen Mitarbeitern erledigt wird. Aus diesem Grunde sollte man die Bestellung frühzeitig aufgeben, dann wird auch garantiert, dass der mit den persönlichen Angaben versehene Pilgerausweis spätestens zehn bis vierzehn Tage vor dem angegebenen Starttermin beim Besteller eintrifft.
Tipps zur Langlebigkeit des kleinen Pilgerbegleiters
Den meisten Pilgerpässen, die ihren Weg in die Briefkästen finden, liegt übrigens ein kleines Löschpapier bei, das die frisch angebrachten Stempel vor unschönem Verschmieren bewahrt. Damit der wertvolle Pilgerbegleiter aber auch vor Regen und Verschmutzung geschützt wird, ist eine Plastikhülle ein nützliches Utensil. Wer diese nicht extra kaufen möchte, kann auch einen wiederverschließbaren Zippbeutel verwenden oder den Pilgerpass-Schutz mit einer normalen transparenten Sichthülle in wenigen Minuten selbst herstellen:
Hülle einfach auf die entsprechende Größe zuschneiden und mit Tesafilm so verkleben, dass eine offene Seite für das Herausnehmen und Hineinstecken des Ausweises vorhanden ist. Fertig.
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Was kostet der Pilgerpass?
Der offizielle Pilgerpass für den Jakobsweg wird in der Regel von den Jakobusgesellschaften zu Selbstkosten, sprich Herstellung, Porto und ggfs. einer geringfügige Bearbeitungsgebühr versendet. Alternativ bitten manche auch um eine Spende. Je nach Bezugsadresse beläuft sich der Betrag für einen Pilgerausweis auf 5 € bis 10 € inklusive Porto.
Allen Jakobusgesellschaften und Gemeinschaften gemeinsam ist, dass der Betrag, der die direkten Selbstkosten überschreitet für gemeinnützige Zwecke innerhalb der Gesellschaften genutzt wird. Wer den Pilgerpass bei den offiziellen Stellen kauft, unterstützt also noch ein wenig deren Arbeit mit ein paar Euro oder Cent, die garantiert gut angelegt sind.
Pilgerpass ausfüllen
Falls man den Pilgerpass nicht über eine Jakobusgesellschaft bestellt, sondern über einen kommerziellen Anbieter, fehlen in der Regel die persönlichen Angaben auf der ersten Seite. Man muss diese nun selbst eintragen. Da die Beschriftung der Felder in Spanisch resp. Englisch ist, hier eine kleine Übersetzungs- und Ausfüllhilfe:
- Nombre bzw. Nombre y apellidos / First and last name
Eintrag von Vor- und Zuname - D.N.I./Pasaporte / Passport number
Wie bereits erwähnt, ist der Pilgerpass nicht übertragbar und dient der Identifikation. Daher muss an dieser Stelle die Nummer des Personalausweises oder Reisepasses eingetragen werden. - Dirección bzw. Nacionalidad / Nationality
Hier wird die Nationalität eingetragen. Es genügt das Länderkennzeichen des Herkunftslandes. Die vollständige Angabe der Anschrift ist nicht notwendig. - Fecha y lugar de inicio de la peregrinación / Date and starting point oft he pilgrimage:
Eintrag von Startdatum und Startort der Pilgerreise wie zum Beispiel „Porto“ für den Camino Portugues. - A pie/En bicicleta/A caballo bzw. Symbole für die Art der Fortbewegung
An dieser Stelle ist anzukreuzen, wie man sich fortbewegt: zu Fuß, mit dem Fahrrad, dem Pferd, mit Boot oder Rollstuhl. - Cumplio la peregrinación
Dieses Feld wird für den Eintrag des Pilgerbüros in Santiago de Compostela freigehalten. Mit Stempel und Datum wird dort das Ende der Pilgerreise sozusagen von offizieller Seite bestätigt.
Wichtig: Den Pilgerpass gibt es nicht zum Ausdrucken
Im Gegensatz zu einigen Pilgerpässen für deutsche Jakobswege ist der Pilgerausweis für die bekannten Jakobswege in Spanien und Portugal nicht als PDF-Datei zum Ausdrucken verfügbar. Findet man ein solches Angebot im Internet, so handelt es sich nicht um den offiziellen Pilgerausweis und wird weder in den Herbergen unterwegs noch in Santiago de Compostela für den Erhalt der Pilgerurkunde anerkannt.
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