Die Via Turonensis ist einer der vier historischen Jakobswege durch Frankreich und führt auf rund 930 Kilometer vom Startpunkt Paris über Tours bis nach Ostabat. Aber ist dieser Weg, dessen Streckenverlauf in weiten Teilen nicht nur dem Fernwanderweg GR655, sondern gleichzeitig dem französischen Abschnitt der Via Regia entspricht, auch zum Verlieben? Vieles spricht dafür.
Das sanfte Höhenprofil, abwechslungsreiche Landschaftsbilder in Regionen wie Île-de-France, Centre-Val de Loire und Aquitanien sowie kulturelle Sehenswürdigkeiten und bedeutsame Städte entlang des Weges dürften Natur- und Kulturliebhaber gleichermaßen begeistern. Grund genug also, die Eigenschaften und Besonderheiten der Via Turonensis etwas genauer zu betrachten.
Wie sind das Wegprofil und der Streckencharakter dieses nördlichsten Jakobswegs durch Frankreich? Welche Etappeneinteilung bietet sich an? Mit welcher Infrastruktur kann man rechnen? Wie sieht die Situation in Sachen Wegmarkierung und Unterkünfte aus? Für wen ist die Via Turonensis geeignet? …
In diesem Beitrag gibt es Antworten und jede Menge Wissenswertes über den langen Jakobsweg von Paris bis Ostabat-Asme.
TIPP: Für alle, die eine Fernwanderung auf Jakobswegen in Frankreich oder in anderen europäischen Ländern planen, bietet der Reisemarkt attraktive Angebote. Inspirationen gibt es auf dem JakobswegReisen Marktplatz. Viel Spaß beim Stöbern!Inhaltsverzeichnis
Jakobsweg Via Turonensis – Kulturroute, Fernwanderweg und Fernradweg
Etappen und Streckencharakter
Via Turonensis Etappen, Länge und Dauer
Via Turonensis Beispiel Etappenplan
Höhenprofil und Schwierigkeitsgrad
Wegprofil der Via Turonensis
Start in Paris
Von Paris bis Orléans
Durch das Loire-Tal nach Tours
Über Poitiers bis Bordeaux
Endspurt nach Ostabat-Asme
Fazit: Via Turonensis – ein entspannter Jakobsweg
Wissenswertes
An- und Abreise
Die beste Reisezeit für die Via Turonensis
Übernachten auf der Via Turonensis
Via Turonensis: Tipps für die Planung
Etappen- und Reiseplanung
Packliste
Pilgerausweis
Weiterführende Links und Kontakte
Jakobsweg Via Turonensis – Kulturroute, Fernwanderweg und Fernradweg
Auch wenn der mittelalterliche Pilgerführer Codex Calixtinus die Stadt Orléans als offiziellen Startpunkt der Via Turonensis nennt, beginnt dieser Jakobsweg bereits im rund 140 Kilometer entfernten Paris. Von dort aus führt die nördlichste der vier Hauptrouten durch Frankreich über die namensgebende Stadt Tours bis nach Ostabat-Asme kurz vor Saint-Jean-Pied-de-Port.
Kulturstraße Via Regia
Als französischer Abschnitt der historischen Handelsroute Via Regia gehört die Via Turonensis zu den Jakobswegen, die mit einem großen Kunst- und Kulturschatz aus vielen Jahrhunderten aufwarten. Die bedeutende Rolle der ältesten Landverbindung zwischen Ost- und Westeuropa ist in den kleinen Orten ebenso spürbar wie in den großen Städten. Paris, Orléans, Tours, Poitiers und Bordeaux: Überall findet man historisch bedeutsame und eindrucksvolle steinerne Zeugen einer längst vergangenen Zeit.
Fernwanderweg GR655
Die Via Turonensis lockt aber nicht nur mit Sightseeing und Kultur, sondern als rot-weiß markierter Fernwanderweg GR655 auch mit schönen Landschaftsbildern. Die malerische, sanft hügelige Wanderumgebung, das königliche Loire-Tal, die Bordelaiser Weinberge, weite Ackerflächen und Heidelandschaften bieten eine wunderbare natürliche Umgebung und immer wieder kleine Bilderbuch-Momente.
Radroute EuroVelo 3
Da der gesamte Jakobsweg zwischen Paris und Ostabat-Asme flach verläuft, zieht er nicht nur Wanderfreunde und Pilger an, sondern auch diejenigen, die lieber auf zwei Rädern die Welt erkunden. Als EuroVelo 3 ausgezeichnet ist die Via Turonensis Teil eines insgesamt rund 5.600 Kilometer umfassenden Radfernwegs, der bedeutsame europäische Pilgerwege in insgesamt sieben Ländern miteinander verbindet. Beginnend in Trondheim in Norwegen führt die EuroVelo 3 über Schweden, Dänemark und Deutschland nach Belgien, weiter über Frankreich bis nach Spanien, wo der Radfernweg in Finisterre endet.
Woher kommt der Name Via Turonensis?
Via Regia, GR655 oder EuroVelo 3: Die Via Turonensis hat viele Namen, doch woher kommt die Bezeichnung „Turonensis“? Ein kurzer Einblick in die Geschichte:
Der Name Via Turonensis kommt von der lateinischen Bezeichnung für die Stadt Tours, die im Mittelalter ein wichtiges religiöses Zentrum und Pilgerstätte war. Die dortige Basilika Saint-Martin ist den Überresten des Bischofs Sankt Martin von Tours geweiht. Um 316 geboren, war er einer der bekanntesten Heiligen der Christenheit, was er nicht zuletzt seinen Taten der Nächstenliebe zu verdanken hat. Zu seinen Ehren wird noch heute in vielen europäischen Ländern der Martinstag am 11. November gefeiert.
Via Turonensis Etappen und Streckencharakter
Wie lange ist die Via Turonensis?
Die Länge der Via Turonensis wird in Berichterstattungen und Wegbeschreibungen unterschiedlich angegeben. Zwischen rund 800 und 1000 Kilometer reicht hier das Spektrum. Die Gründe für diese doch nicht unerhebliche Längendifferenz erkennt man bei genauerer Betrachtung:
Bei manchen Berechnungen wird von einem Start in Paris ausgegangen, andere beginnen in Tours. Viele messen die Länge bis Saint-Jean-Pied-de-Port und nicht nur bis zum offiziellen Endpunkt Ostabat-Asme. Einige legen die Route über Orléans zugrunde, andere die Wegvariante über Chatres – weitere kleinere Wegvarianten aber auch einfach Berechnungs- und Übertragungsfehler nicht zu vergessen.
Im folgenden Beitrag wird der Wegverlauf der klassischen Variante Paris – Orléans – Ostabat Asme berücksichtigt.
Etappenplan für die Via Turonensis über Orléans
Wie viele Tage dauert die Wanderung auf der Via Turonensis? Eine Frage, die am besten mit „Das kommt darauf an!“ beantwortet werden kann. Die persönliche Kondition, die Erfahrung mit Fernwanderwegen aber auch die individuelle Erwartung an das Unterwegssein sind Faktoren, die die Etappeneinteilung beeinflussen.
Nachfolgend das Beispiel einer eher moderaten Etappenplanung für die rund 930 Kilometer lange Wander- und Pilgerroute auf dem nördlichsten Jakobsweg durch Frankreich. Nicht berücksichtigt sind dabei Besichtigungstage in Städten wie Paris, Tours, Poitiers, Orléans oder Bordeaux sowie Pausentage zur Erholung.
Etappe | von - bis | Distanz |
---|---|---|
Region Île-de-France | ||
1 | Paris - Villebon sur Yvette | 20,5 km |
2 | Villebon sur Yvette - Arpajon | 19 km |
3 | Arpajon - Etampes | 24 km |
4 | Etampes - Angerville | 23,5 km |
Region Centre-Val de Loire | ||
6 | Artenay - Orléans | 24 km |
7 | Orléans – Beaugency | 26 km |
8 | Beaugency – Suèvres | 21 km |
9 | Suèvres – Blois | 14 km |
10 | Blois – Chaumont-sur-Loire | 22,5 km |
11 | Chaumont-sur-Loire – Amboise | 22 km |
12 | Amboise – Tours | 28 km |
13 | Tours – Sorigny | 26 km |
14 | Sorigny - Sainte-Maure-de-Touraine | 20,5 km |
Region Nouvelle-Aquitaine | ||
15 | Sainte-Maure-de-Touraine – Les Ormes | 21 km |
16 | Les Ormes – Châtellerault | 22 km |
17 | Châtellerault – Poitiers | 34,5 km |
18 | Poitiers – Coulombiers | 20 km |
19 | Coulombiers – Saint-Sauvant | 22 km |
20 | Saint-Sauvant – Melle | 27 km |
21 | Melle – Aulnay | 33 km |
22 | Aulnay – Saint-Jean-d’Angély | 22,5 km |
23 | Saint-Jean-d’Angély – Saintes | 35 km |
24 | Saintes – Pons | 23 km |
25 | Pons – Mirambeau | 29,5 km |
26 | Mirambeau – Saint-Aubain-de-Blaye | 17 km |
27 | Saint-Aubain-de-Blaye – Blaye | 19 km |
28 | Blaye – Arsac | 18 km |
29 | Arsac - Bordeaux | 24 km |
30 | Bordeaux - Le Barp | 35 km |
31 | Le Barp - Saugnacq-et-Muret | 28 km |
32 | Saugnacq-et-Muret - Labouheyre | 31 km |
33 | Labouhayre – Onesse-Laharie | 24,5 km |
34 | Onesse-et-Laharie – Taller | 25 km |
35 | Taller – Dax | 22,5 km |
36 | Dax – Sordes-l’Abbaye | 25 km |
37 | Sordes-l’Abbaye – Bergouey-Viellenave | 20 km |
38 | Bergouey-Viellenave – Ostabat-Asme | 26 km |
Weiter auf der Via Podiensis | ||
Ostabat – Saint-Jean-Pied-de-Port | 23 km |
Wegvariante über Chatres
Vierzehn Kilometer nach dem Start in Paris teilt sich die Via Turonensis in zwei Zweige auf: in die westliche Route auf dem GR655E über Chatres oder auf der östlichen Route auf dem GR655O über Orléans. Wenngleich beide ihren Reiz haben, geben die meisten der klassischen Orléansroute den Vorzug.
Höhenprofil und Schwierigkeitsgrad: leicht
Die Via Turonensis gehört zu den einfachen Jakobswegrouten, die auch für eher ungeübte Wanderer und Pilger-Einsteiger geeignet sind. Sie weist keine sonderlichen Steigungen oder Gefälle aus und überrascht auch nicht mit anstrengenden Auf- und Abstiegen oder schwer passierbaren Pfaden. Dennoch sollte man diesen Jakobsweg durch Frankreich nicht unterschätzen. Eine gewisse Kondition und Ausdauer sind schon allein aufgrund der Länge des Weges am Ende doch nötig.
Wegprofil der Via Turonensis
Die Via Turonensis hat trotz ihrer Popularität als Pilgerzentrum im Mittelalter eher ein Schattendasein gefristet. Erst seit kurzem wächst wahrnehmbar das Interesse an der Fernwander- und Pilgerroute zwischen Paris und Ostabat-Asme. Die abwechslungsreiche Mischung aus städtischer und ländlicher Umgebung scheint sich herumzusprechen. Und in der Tat: Mit Île-de-France, dem Centre-Val de Loire und Aquitanien laden drei sehens- und erlebenswerte Regionen zur Entschleunigung ein.
Willkommen in der Stadt der Liebe, Willkommen in Paris!
Der offizielle Startpunkt der Via Turonensis ist mitten im Herzen von Paris, am majestätischen Turm Saint-Jacques. Mit seinen 51 Metern Höhe zählt das zum UNESCO Weltkulturerbe gehörende Bauwerk zu einer der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten. In unmittelbarer Nähe warten aber noch zahlreiche weitere bekannte und wenigere bekannte Highlights darauf entdeckt zu werden.
Zum „Who-is-Who“ der Kulturerbestätten gehört sicher der berühmte Eiffelturm, der legendäre Louvre, die Kathedrale Notre-Dame oder das Centre Pompidou. Doch auch die überdachten Passagen und Galerien, charmante Seitenstraßen mit ihren Handwerkerhöfen und Künstlervierteln und die grünen Oasen wie der Jardin du Luxembourg sind faszinierende Anziehungspunkte beim Städterundgang.
Für eine Pause zwischendurch oder als Abschluss einer bunten Entdeckungsreise durch die Stadt laden Cafes und Bistros zu kulinarischen Genüssen ein. Vom „einfachen“ Chroissant bis zur traditionellen Küche mit Zwiebelsuppe, Schnecken, Steaktatar oder Boeuf Bourguignon: Hier bietet sich eine großartige Gelegenheit, noch vor dem Start die kulinarische Seite des Savoir-vivre Frankreichs zu erleben. Dann geht die Reise auf der Via Turonensis langsam aber sicher los.
Die Via Turonensis von der Région Parisienne bis Orléans
Schritt für Schritt kehrt man der Metropole den Rücken. Zunächst geht es durch die Île-de-France Region, dem Ballungsraum rund um Paris. Rund 40 Kilometer führen durch die Straßen der Vorstädte bis schließlich in Arpajon die Umgebung ländlicher wird. Felder prägen das Landschaftsbild auf dem Weg nach Orléans. Dazwischen sorgen vereinzelte kleinere Ortschaften wie die ehemalige königliche Stadt Etampes oder die Gemeinde Angerville für ein wenig Abwechslung.
140 Kilometer nach Paris erreicht man an den Ufern der Loire die Heimat von Jeanne d’Arc, der heiligen Johanna von Orléans. Orléans mit der Kathedrale Saint-Croix und der mittelalterlichen Atmosphäre im historischen Stadtkern zählt zu einer der schönsten Städte Frankreichs und ist auf jeden Fall einen Rundgang wert. Wer danach eine Stärkung braucht, sollte noch das ein oder andere Gericht aus der Küche des fruchtbaren Loire-Tals probieren, gilt diese doch bei vielen als eine der besten Küchen Frankreichs.
Auf der Via Turonensis durch das Loire-Tal von Orléans bis Tours
Ein Genuss ganz anderer Art bietet die Via Turonensis auf dem nächsten, rund 130 Kilometer langen Streckenabschnitt zwischen Orléans und Tours.
Das Loire-Tal, auch das „Tal der Könige“ genannt, hat aufgrund seiner Schönheit schon vor Hunderten von Jahren den Adel Frankreichs angezogen hat. Dabei begeistern nicht nur das wilde Gewässer und die grünen Ufer, sondern auch die alten Königsschlösser wie das Schloss Chaumont, die die Route säumen. Ein wahrhaft märchenhafter Weg nach Tours.
Willkommen in Tours, dem Pilgerzentrum des Mittelalters
Tours, einst Hauptstadt des französischen Königreichs, liegt im Herzen des Loire-Tals. Es ist eine Stadt mit einer reichen Geschichte und einer Fülle von kulturellen und architektonischen Sehenswürdigkeiten. Sie war während des Mittelalters ein bedeutendes religiöses Zentrum und ist noch heute ein wichtiger Etappenpunkt auf der Via Turonensis.
Für Kunst- und Kulturinteressierte bietet Tours ein abwechslungsreiches Besichtigungsprogramm. Neben der gotischen Kathedrale Saint-Gatien, die für ihre wunderschönen Buntglasfenster bekannt ist und der Basilika Saint Martin erzählen vor allem die Museen in der Stadt von der Geschichte der Region. So gewährt zum Beispiel das Archäologiemuseum Einblicke von der Urzeit bis ins 18. Jahrhundert, während man im Kunstmuseum Werke von der Antike bis in das 20. Jahrhundert bestaunen kann.
Aber auch das Altstadtviertel „Vieux Tours“ mit seinen eng verwinkelten mittelalterlichen Straßen und wunderschönen Fachwerkhäusern ist ein großartiger Ort, um durch die Geschichte zu schlendern. Eine Pause kann man in den zahlreichen Cafés, Restaurants und Bars einlegen – vielleicht bei einem Glas Wein aus der berühmten Weinregion.
Dann noch ein letztes Mal ein kleiner Gang entlang des Loire-Ufers und schon ruft mit Poitiers die nächste historische Stadt auf der Via Turonensis.
Auf dem Jakobsweg durch Frankreich von Tours bis Poitiers
Tours und Poitiers trennen rund 120 Kilometer. Auf dem Weg dorthin verlässt man leider die malerische Flusslandschaft der vergangenen Tage. Dafür kann man das entspannte Unterwegssein in dem grünen sanften Hügelland des Loire-Tals und ein wenig später in der Region Nouvelle-Aquitaine genießen.
Obstgärten, Weinberge und Ackerland stellen nun die Wanderkulisse. Dazwischen immer wieder kleinere Orte, in denen man unterwegs Proviant kaufen kann und die als Etappenziel auf dem Weg nach Poitiers dienen.
Rundgang in Poitiers – Stadt der Kunst und Geschichte
Die Geschichte von Poitiers reicht über 2000 Jahre zurück. Die Stadt war Zeuge vieler wichtiger Ereignisse, darunter die berühmte Schlacht von Poitiers im Jahr 732.
Wie Tours gehört auch Poitiers zu den ältesten christlichen Zentren in Frankreich. Rund 80 Kulturdenkmäler stehen unter Denkmalschutz und die auf dem Hügel liegende Altstadt mit ihren engen Gassen, Fachwerkhäusern und Herrenhäusern aus der Renaissance und dem Mittelalter ist ein weiteres Paradies für Kulturliebhaber hier auf der Via Turonensis.
Zu den Hauptsehenswürdigkeiten gehören sicher die im 11. Jahrhundert errichtete Pilgerkirche Notre-Dame-la-Grande und die große gotische Kathedrale Saint-Pierre de Poitiers. Aber auch die kulinarischen Spezialitäten der Region sollet man nicht verpassen. Wie wäre es zum Beispiel mit einer „Farci poitevin“, einer Pastete aus grünen Gemüsen, die in große Salatblätter eingewickelt und gekocht wird?
Pilgern und Wandern im Land der Weine bis nach Bordeaux
Nach kulturellen und kulinarischen Genüssen in Poitiers heißt das nächste große Ziel auf der Via Turonensis nun Bordeaux.
Die sanfte Hügellandschaft, ausgedehnte Getreidefelder, der Wald von Aulnay und schließlich die berühmten Weinberge von Bordeaux machen die Jakobswegreise auch auf diesen rund 290 Kilometern zu einem echten Vergnügen. Für Abwechslung sorgen dabei immer wieder kleine Dörfer und Städte wie Saintes. Mit ihren historischen Denkmälern, romanischen Kirchen und römischen Ruinen erzählen sie ihren Teil der Geschichte. Eine Geschichte, die sich auch in Bordeaux allerorts bemerkbar macht.
Mitten in einer der bekanntesten Weinregionen der Welt liegend, beherbergt die alte Hafenstadt unzählige historische Denkmäler und Gebäude, darunter die Kathedrale Saint-Andres. Von ihrem weißen Glockenturm Pey Berland aus hat man eine grandiose Aussicht über die ganze Stadt, vorausgesetzt, man scheut keine Anstrengung und steigt Schritt für Schritt die 300 Stufen hinauf.
Ein weiteres besonderes Highlight und großartiges Fotomotiv wartet am Place de la Bourse. Die aufwendigen Fassaden spiegeln sich hier dank eines riesigen Reflexionsbeckens zwischen dem Platz und dem Fluss Garonne im Wasser. Ein faszinierender Anblick!
Spieglein, Spieglein … Oder wie entsteht der „Miroir d’eau“?
Die Reflexion des Place de la Bourse kommt vom sogenannten „Miroir d’eau“ (Wasserspiegel), der sich direkt gegenüber dem Platz am Ufer der Garonne befindet. Der Miroir d’eau soll die größte Wasserfläche der Welt sein, die speziell als Reflexionsfläche konzipiert wurde. Er wurde 2006 eingeweiht und hat sich schnell zu einer der beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Bordeaux entwickelt.
Die Fläche des Miroir d’eau ist rund 3.450 Quadratmeter und besteht aus Granitplatten, die mit 2 cm Wasser bedeckt sind. Das Wasser wird in einem bestimmten Rhythmus ruhig gehalten, um eine glatte Spiegeloberfläche zu erzeugen, oder als Nebel versprüht, der den Platz in einen magischen Ort verwandelt. Dieses beeindruckende Wasser-Licht-Spiel sorgt nicht nur für großartige Fotomomente, sondern auch für eine kleine Abkühlung an heißen Tagen.
Bordeaux lebt aber nicht nur von Kunst und Kultur, sondern wird oft auch als einer der Städte in Frankreich mit der besten Lebensqualität gelobt. Ein Gefühl, das man überall spüren kann – in den Parks, den Gassen, auf den Märkten und am Ufer der Garonne, wo Bistros und Restaurants frische Austern und Wein servieren. Typisch Bordeaux!
Endspurt auf der Via Turonensis nach Ostabat-Asme
Lebensqualität bedeutet für viele vor allem Zeit für sich zu haben, die Natur zu genießen, unterwegs zu sein ohne die Hektik des Alltages und neue Eindrücke zu gewinnen. Auf all dies kann man sich nun auch auf dem letzten rund 240 Kilometer langen Streckenabschnitt der Via Turonensis freuen.
Verlässt man Bordeaux ist die Wanderlandschaft zunächst weiterhin von der Weinbauregion im Südwesten Frankreichs geprägt. Bald jedoch verläuft die Jakobswegroute immer häufiger auch durch ruhige Waldstücke. Unterwegs gibt es nur noch wenige nennenswerte Städte oder Plätze. Die Kurstadt Dax, einstiges Heilbad der Römer oder die Abtei Saint-Jean de Sorde, eine vor 960 gegründete benediktinische Abtei in der Gemeinde Sorde-l’Abbaye, gehören sicher dazu.
Dann geht die Reise auf der Via Turonensis auch schon zu Ende. Am Fuße der Pyrenäen ist das Ziel erreicht: Ostabat-Asme.
Fazit: Via Turonensis – ein entspannter Jakobsweg
Entschleunigen, entdecken, genießen: All dies vereint die rund 930 Kilometer lange Via Turonensis.
Wer sich für diesen Weg entscheidet, kann sich auf ein großartiges Abenteuer zwischen Natur und Kultur, zwischen Ruhe und lebendigen Städten, charmanten Dörfern und kulinarischen Genüssen freuen. Wer ohne große Höhenunterschiede viele große und kleine Höhepunkte erleben möchte, dürfte hier zwischen Paris und Ostabat-Asme die perfekte Jakobswegroute finden.
Der Weg wird nicht in Kilometern gemessen, sondern in Tagen des Glücks. Autor unbekannt
Via Turonensis Anschlusswege
Die Via Turonensis ist einer der vier Hauptrouten der Jakobswege durch Frankreich und verbindet die aus Norden kommenden Routen mit dem spanischen Camino Frances.
Via Podiensis
Kurz vor Ostabat mündet die Via Turonensis in die Via Podiensis, die wenige Kilometer später ihr Ende in Saint-Jean-Pied-de-Port, Startort des Camino Frances, erreicht.
Wissenswertes zur Via Turonensis
An- und Abreise: Transportwege für den Jakobsweg Via Turonensis
Anreise nach Paris
Ob mit dem Flugzeug, dem Bus oder der Bahn: Der Startort Paris der Via Turonensis ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut und ohne Umwege via Direktverbindung erreichbar.
Beispiel Flugverbindung:
Von München oder Hamburg: Reisedauer ca. 1 Stunde, 40 Minuten, Kosten ca. 190 €
Beispiel Bahnverbindung:
Von Stuttgart oder Köln: Reisedauer ca. 3,5 Stunden, Kosten ca. 110 €
Beispiel Busverbindung:
Von Frankfurt: Reisedauer ca. 7 Stunden, 40 Minuten, Kosten ca. 60 €
Abreise von Ostabat-Asme
Die Abreise zurück nach Deutschland vom Ziel der Via Turonensis Ostabat-Asme gestaltet sich wesentlich zeitaufwändiger als die Anreise. Die nächstgelegenen Flughäfen sind Biarritz, Bilbao oder auch Bordeaux und Toulouse. Allerdings müssen diese zunächst mit dem Bus oder Zug erreicht werden.
Beispiel mit Bus, Zug und Flugzeug
Mit dem Bus nach Saint-Jean-Pied-de-Port. Von dort aus weiter mit dem Zug nach Biarritz und dann mit dem Flugzeug nach Stuttgart. Die Kosten liegen zwischen 150 bis 350 Euro, die Reisedauer beträgt rund 8 Stunden.
Klimafreundlich Reisen
„Klimafreundliches Reisen“ rückt immer stärker in den Fokus und fängt bereits bei der Wahl der An- und Abreise an. Möchte man klimaverträglich planen, empfehlen sich Transportmittel wie Bus oder Bahn anstelle von Flügen. Sind diese nicht vermeidbar, hat jeder einzelne jedoch die Möglichkeit, einen Flug mit einer Spende zu kompensieren und damit Klimaschutzprojekte aktiv zu unterstützen. Ausführliche Informationen findet man zum Beispiel auf der Webseite von atmosfair, eine Klimaschutzorganisation, die das Thema „Reise“ in den Mittelpunkt ihrer Arbeit stellt.
Links für die An- und Abreiseplanung
Wer seine An- und Abreise für die Via Turonensis selbst organisieren will, kann sich auf verkehrsmittelübergreifenden Portalen sowie auf den Webseiten der öffentlichen Verkehrsmittel in Frankreich einen Überblick über die Transportmöglichkeiten verschaffen.
Verkehrsmittelübergreifend
Rome2Rio
Bus- und Bahn
Trainline
Bahnunternehmen
Deutsche Bahn
SNCF Eisenbahngesellschaft Frankreich
Busunternehmen
Flixbus
SNCF Bus
Reisezeit und Wetter: Die beste Reisezeit für die Via Turonensis
Die Via Turonensis gehört mit ihrem einfachen Streckenverlauf zu den Jakobswegen, auf denen es sich das ganze Jahr über wunderbar wandern und pilgern lässt.
Besonders beliebt sind dank erblühender Landschaften aber der Frühling (April bis Juni) und der Herbst (September bis Oktober), der die Natur in malerische Gelb- und Rottöne taucht. Aber auch im Sommer (Juli bis August) kann man sich auf angenehme Wanderbedingungen mit warmen aber nicht zu heißen Temperaturen und moderaten Niederschlägen freuen.
Unterkünfte und Herbergen auf der Via Turonensis
Die typischen Pilgerunterkünfte entlang der Via Turonensis sind bislang noch eher rar gesät, werden aber ständig weiter ausgebaut. Bis ein flächendeckendes Herbergennetz gewährleistet werden kann, wird es allerdings noch einige Zeit dauern. Bis dahin stehen neben den „Gites d’Etappe“ jedoch eine Reihe an Hotels, Pensionen, Gästezimmer oder Campingplätze zur Verfügung, von denen viele gegen Vorlage eines Pilgerausweises auch günstigere Konditionen bieten.
Wichtig: Die meisten Herbergen und Pensionen nehmen keine Kreditkarten, sondern nur Scheck oder Bargeld. Da die Geldautomaten oft weit auseinander liegen, ist es ratsam frühzeitig an die Bargeldabhebung zu denken.
LINKTIPP: Eine Liste mit Herbergen und anderen Unterkünften am Wegrand gibt es auf der Seite der L’Agence française des chemins de Compostelle.Via Turonensis: Tipps und Hinweise für die Planung
Die Via Turonensis ist das nächste Reiseziel, nun geht es an die Planung. Doch welche Aspekte sind dabei zu berücksichtigen, um den Jakobsweg und Fernwanderweg GR655 durch Frankreich am Ende in vollen Zügen zu genießen?
Etappen- und Reiseplanung
Die Frage nach der Reisedauer und die Einteilung der Wanderroute stehen beim Planungsstart meist an erster Stelle:
- Wieviel Zeit möchte man auf der Via Turonensis verbringen?
- Wie viele Tage stehen als Wandertage zur Verfügung?
- Sollen Pausen, Puffer- oder Besichtigungstage eingeplant werden?
- In Abhängigkeit von der eigenen Kondition und Fitness: Welche Distanzen möchte man pro Tag zurücklegen?
- Start- und Zielort der Auszeit auf dem Jakobsweg durch Frankreich, falls nicht die gesamte Strecke zurückgelegt werden kann.
- Wie soll die An- und Abreise zur Via Turonensis erfolgen?
Die Packliste für die Via Turonensis
Neben der Etappen- und Reiseplanung steht bei den Vorbereitungen vor allem die Frage nach der passenden Ausrüstung auf der Agenda. Eine Frage, die nicht pauschal beantwortet werden kann, ist sie doch von individuellen Bedürfnissen abhängig. Doch eine Faustregel gilt für alle, die unnötigen Ballast auf dem Rücken vermeiden möchten: So viel wie nötig, so wenig wie möglich.
Unterstützung bei der Auswahl bietet die große Jakobsweg Packliste des HelloWORLD Verlages. Über 100 unterschiedliche Gegenstände stehen hier zur Auswahl und helfen bei der Zusammenstellung der persönlichen Gepäckbestandteile.
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Der Pilgerausweis und der „Prix Pèlerin“
Um während der Jakobswegreise von Vergünstigungen für Pilger – dem Prix Pèlerin – zu profitieren und am Ende die Pilgerurkunde in Santiago de Compostela entgegennehmen zu können, darf der Pilgerausweis im Gepäck nicht fehlen. Erhältlich ist das „Stempelheft der Pilgerschaft“ gegen eine 10 Euro-Spende bei den Jakobusgesellschaften. Da die Bestellabwicklung allerdings einige Zeit in Anspruch nehmen kann, empfiehlt es sich frühzeitig Kontakt aufzunehmen.
Weiterführende Links und Kontakte
Tourismusbüros
Paris
Orléans
Tours
Poitiers
Bordeaux
Saint-Jean-Pied-de-Port
Notrufnummern
Europäische Notrufnummer: 112
Nationale Notrufnummern Frankreich:
Feuerwehr: 18
Polizei: 17
Rettungsdienst: 15
Die ganze Welt der Jakobswegreisen auf einen Blick!
Auf dem JakobswegReisen Marktplatz präsentiert der HelloWORLD Verlag gemeinsam mit namhaften Reiseanbietern aktuelle Reiseangebote auf Jakobs- und Pilgerwegen – und manchmal auch etwas abseits davon. Wer auf der Suche nach seiner persönlichen Lieblingsreise für eine Auszeit ist, findet hier garantiert jede Menge frische Ideen und Impulse. Viel Spaß beim Stöbern!
Fragen, Anregungen?
Alle vorstehenden Informationen zur Via Turonensis sind selbstverständlich kostenlos. Natürlich freut sich die Redaktion aber über ein Leserfeedback, um diese Plattform für alle Interessierten weiterzuentwickeln. Einfach hier direkt ein Kommentar hinterlassen. Herzlichen Dank für die Unterstützung.