Abenteuer 100 Tage Südamerika . Teil 10 . Perus landschaftlicher Reichtum

Zwei Wochen waren wir bereits in Peru unterwegs. Wir erkundeten ein wenig Arequipa, die „Ciudad Blanca“, machten nebenbei einen kleinen Crashkurs für die Zubereitung des Nationalgetränkes Pisco Sour, wanderten durch den Colca Canyon und feierten mit Einheimischen das Sonnenfest „Inti Raymi“ in Cusco.

Einen längeren Aufenthalt in der Touristenmetropole Perus hatten wir nicht geplant, doch eignete sich die Stadt hervorragend als Ausgangspunkt für die ein oder andere Tagestour in der Umgebung. Also nutzten wir die Chance das Umland zu erkunden, bevor es uns zu weiteren Stationen unseres „Abenteuer 100 Tage Südamerika“ ziehen würde.

Das Valle Sagrado, das heilige Tal der Inkas, sollte im wahrsten Sinne des Wortes unser „Schauplatz“ sein. Wer jetzt jedoch meint, wir hätten Machu Picchu besucht und wären auf den berühmten Regenbogenberg „Vinicunca“ gestiegen, den müssen wir leider enttäuschen. Aber eines können wir versprechen: Auch weniger populäre Gegenden müssen sich nicht hinter den Touristenmagneten verstecken. Im Gegenteil.

Diese Abbildung zeigt eine Karte vom Valle Sagrado in Peru, auf der die Ortschaften und Sehenswürdigkeiten angegeben sind.
Überblick über das heiligen Tal der Inka in Peru

Nachdem wir einen halben Tag damit verbracht hatten, uns im Tourismusbüro über die Besonderheiten des Valle Sagrado aufklären zu lassen und Informationen zu Wanderrouten und Fahrgelegenheiten zu besorgen, stand unser „Tourenplan“ fest: drei Tage, fünf Ziele.

Valle Sagrado – Perus heiliges Tal der Inkas

Am ersten Tag führte unsere Tour von Cusco aus ins 30 Kilometer entfernte Pisaq, genauer gesagt hoch auf den Berg zu den Inka-Ruinen. Während die meisten Besucher mit dem Bus oder Auto bis zum Eingang der Festung fuhren, wanderten wir vom Ortskern aus auf einem alten Inka-Pfad hinauf. Eine schweißtreibende, insgesamt rund 90 Minuten dauernde Alternative, die uns auf 3.500 Meter führte, aber wirklich empfehlenswert, um in diese historische Stätte Schritt für Schritt einzutauchen.

Das gesamte archäologischen Gebiet mit seinen Mauerresten der Festung, den Gebäuden und der Bewässerungsanlage vermittelte einen kleinen Eindruck von der alten Inka-Architektur. Was uns jedoch wirklich faszinierte waren die riesigen terrassenförmigen Stufen am Hang. Es ist beachtlich, wie die Inkas bereits vor vielen Jahrhunderten offensichtlich diese bergige Umgebung für die landwirtschaftliche Nutzung aufbereitet haben.

Kultureller Ausflug in die Zeit der Inkas

Dass dabei wohl nicht allzu viel dem Zufall überlassen wurde, erfuhren wir beim Besuch in Moray am folgenden Tag. Schon der Anblick der präzis zentrisch angelegten Terrassen, die auf den ersten Blick an ein Amphitheater erinnern, zollt höchsten Respekt. Aber die Tatsache, dass wir mitten in einer Art „Open-Air-Labor“ standen, in einer agrarischen Versuchsfläche, die dazu gedient haben soll, den Anbau unterschiedlichster Pflanzen – allem voran Mais, Kartoffeln und Quinoa – in verschiedenen Klimastufen zu simulieren, machte uns sprachlos. Wie weit entwickelt musste doch die Kultur der Inkas gewesen sein …

Doch nicht nur in Pisaq und Moray dominieren beeindruckende Terrassenanlagen aus der Inka-Zeit das Bild. Am nächsten Tag durften wir uns ein weiteres Mal von dieser Meisterleistung überzeugen.

Landluft in den Anden Perus

Ausgangspunkt der Tour war die Lagune Huaypo, die vor allem für ihre mosaikartig aneinandergereihten Felder bekannt ist. Es war ein toller Tag. Bei strahlend blauem Himmel und eine malerische, bergige Landschaft vor Augen, begannen wir mit unserer Wanderung am See entlang.

Dieses Bild aus Peru wurde bei der Lagune Huaypo im Valle Sagrado aufgenommen und zeigt die typischen mosaikartigen Felder im Hintergrund.
Mosaikartige Felder am Rande der Lagune Huaypo

Wir genossen den Gedanken, einige Stunden in diese Umgebung zu versinken, einfach vor uns hinzugehen, vorbei an großen Feldern, auf denen Frauen die Früchte ernteten: lilafarbener Mais.

Neugierig blieben wir stehen, was nicht unbemerkt blieb. Lächelnd winkte uns eine der Feldarbeiterinnen zu sich, überreichte uns einen der Maiskolben. Gerne hätten wir uns – soweit es unsere Sprachkenntnisse zuließen – ein wenig unterhalten, doch leider sprach sie nur Quechua, die in dieser Gegend noch relativ weit verbreitete alte Inka-Sprache. So blieb uns nur, uns herzlich für das Geschenk zu bedanken und langsam weiterzugehen. Schade, doch schon kurz darauf wartete die nächste Begegnung auf uns.

Dieses Bild wurde im Valle Sagrado, Peru, auf einem Maisfeld aufgenommen und zeigt Andrea mit einer Indigena vor einem Haufen lilafarbenen Mais sitzen.
Maisernte im Valle Sagrado

Nicht Mais, sondern Kartoffeln weckten dieses Mal unsere Aufmerksamkeit. Am Straßenrand lagen unterschiedlichste Sorten der „Papas“ ordentlich auf Folien ausgelegt in der Sonne. Wir blieben stehen, machten ein paar Fotos von dem etwas ungewöhnlichen „Kartoffelfeld“ und gingen dann auf eine dreiköpfige Familie zu, die einige Meter von uns entfernt mit bloßen Füßen die Kartoffeln zertraten. Schüchtern, aber freundlich, blickte uns die Mutter an, die beiden Kinder lachten.


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Ein Mann parkte sein Auto, stieg aus und gesellte sich zu uns. Er stammt aus dem Colca-Tal, wo er als Fremdenführer arbeitet und machte im Valle Sagrado nun selbst ein paar Tage Urlaub. Ihm war das „Kartoffelstampfen“ beim Vorbeifahren aufgefallen und er wollte sich über die Hintergründe des wohl auch für ihn nicht alltäglichen Anblicks erkundigen. So waren wir also zu Dritt, die sich aufklären ließen – Übersetzungsservice ins Englische inklusive:

Gefriergetrocknete Kartoffeln: kleine Lehrstunde

Anders als bei uns gibt es in den Anden nur zwei Jahreszeiten, die Regenzeit und die Trockenperiode mit extremen Temperaturschwankungen. Daher waren die Menschen bereits vor Jahrhunderten darauf angewiesen, ihre Ernte möglichst lange haltbar zu machen und die wichtigen Nährstoffe zu konservieren. Eine Methode, die für diesen Zweck bis heute noch angewendet wird, ist das tagelang andauernde, abwechselnde Gefrieren und Trocknen der Kartoffeln.

Dieses Bild aus Peru zeigt Kartoffeln, die in quadratischen Folien auf einem Boden mit trockenem Gras ausgelegt sind.
Die etwas anderen „Kartoffelfelder“ in Peru

Dafür werden diese auf dem Boden ausgelegt und so dem Frost in der Nacht und der Sonne am Tag ausgesetzt. Der Vorgang wird viele Male wiederholt. Zu guter Letzt werden die so vorgetrockneten Knollen vorsichtig mit den Füßen zertreten – ähnlich wie früher im Weinbau –, um auch noch die letzte Flüssigkeit herauszupressen und gleichzeitig die Schale von der Kartoffel zu lösen. Das Ergebnis sind sogenannte Chuño – quasi ein haltbarer Kartoffelsnack. Interessant.

Nach diesem kleinen kulinarisch-kulturellen Ausflug war es an der Zeit sich zu verabschieden. Die „Salinas de Maras“ riefen, das eigentliche Ziel des Tages. Unsere Schritte wurden ein wenig schneller. Da wir bislang lediglich die Hälfte des Weges dorthin geschafft hatten, wollten wir nun zügiger vorankommen. Doch kann man nicht allen Abwechslungen am Wegesrand widerstehen.

Dieses Mal war es eine Horde vierbeiniger Gesellen, die vor unseren Augen auftauchte und für den nächsten kleinen Zwischenstopp sorgte. Erst ordentlich in Zweierreihen, dann kunterbunt durcheinander liefen Schafe und Esel an uns vorbei, im Hintergrund die Berge.

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Was für eine Idylle! Wir hatten offensichtlich wieder einmal die für uns richtige Wahl getroffen: zu Fuß quer Beet durch die Gegend zu laufen und das Landleben weit weg von touristischen Einflüssen zu erleben. Damit allerdings sollte nach gut fünf Stunden Schluss sein.

Das Funkeln des weißen Goldes

Als wir uns nämlich den „Salinas de Maras“ näherten, sahen wir nicht nur die Salzwasserfarm, die zu den Größten und höchst gelegenen der Welt gehören soll. Nein, hier tummelten sich auch eine Menge Besucher aus aller Welt, die das „Funkeln des weißen Goldes“ bewundern wollten.

Das Motiv, das uns erwartete, war dann auch wirklich außergewöhnlich. Wie bei einer großen Patchworkdecke reihen sich hier geometrisch angeordnete Salzbecken zwischen zwei hohen Felswänden aneinander und strahlen in einer unglaublich harmonischen Farbpalette in der Sonne.

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Bei näherer Betrachtung stellte sich heraus, dass es sich bei den bereits von den Inkas angelegten Salzterrassen um ein durchaus komplexes Gebilde handelte. Aberhunderte von flachen Becken werden über kleine Kanäle von einer einzigen natürlichen Quelle gefüllt, die aus dem Inneren des Berges stammt. Aus ihr fließt das salzhaltige Wasser in einem kleinen Rinnsal und wird gezielt in die einzelnen Becken geleitet. Sobald eines gefüllt ist, wird der Zufluss dorthin gestoppt und der Verdunstungsprozess beginnt. Zurück bleiben Salzkristalle, die mühevoll und mit einfachsten Mitteln von den Arbeitern abgekratzt werden. Dann beginnt das Füllen des Beckens von Neuem.

Impressionen von den Salinas de Maras

Mit einem letzten Blick auf die brillant funkelnde Umgebung, auf die beige-weiße Farbwelt des Salzes, verließen wir die „Salinas de Maras“. Eine wunderbare, lehrreiche Tour neigte sich dem Ende zu.

Regenbogenfarben auf 5.000 Metern Höhe

Der absolute Höhepunkt unseres Unterwegs-seins rund um Cusco stand jedoch noch bevor. Am nächsten Tag wartete ein echtes Naturphänomen darauf, von uns entdeckt zu werden. Auf ging es zu den Regenbogenbergen. Nein, nicht zum bekannten Vinicunca, auf dem Berichten zufolge mittlerweile die Touristen Schlange stehen sollen, sondern zum Palccoyo Mountain.

Bereits beim Fußmarsch durch das Palccoyo Gebiet erahnten wir die Farbpracht, die uns auf dem Berg erwarten sollte. Doch bis dahin dauerte es noch ein wenig. Die Luft in dieser Höhe – wir starteten bei rund 4.300 Metern – ist dünn. Obwohl wir gut akklimatisiert waren, fällt das Laufen schwerer als sonst und so bewegten wir uns mit langsamen aber stetigen Schritt bergauf.

Dieses Bild stammt aus dem Red Valley in Peru und zeigt ein kleinbäuerliches Anwesen, vor dem ein Mann mit Hut steht, dahinter die rötlichen Berge.
Kleinbauern am Fuße des Palccoyo Mountain

Des Öfteren blieben wir stehen, belohnten uns mit der Aussicht um uns herum. Der Blick auf rot gefärbte Erde war ebenso unbeschreiblich schön, wie die kleinbäuerlichen Anwesen oder die gemütlich grasenden Alpakaherden am Rande des Weges.

Beflügelt vom Anblick der Umgebung ging es immer weiter hinauf, bis wir auf über 5.000 Metern Höhe auf einem schmalen Grat voller Felsnadeln standen. Jetzt hatten wir es direkt vor Augen: ein Feuerwerk der Farben.

Wir genossen das atemberaubende Panorama des Regenbogenberges Palccoyo mit seinen bunten Streifen, die einen unglaublichen Kontrast zum blauen Himmel über uns bildeten aber auch vom in der Ferne erkennbaren Red Valley. Die Augen von diesem Anblick abzuwenden, fiel schwer. Lange liefen wir umher und rauf auf den Bergrücken, um diesem wunderbaren Farbspiel der Natur ganz nahe zu sein.

Unglaubliches Farbspiel auf dem Palccoyo Mountain

„Es wurde erst vor kurzem damit begonnen, den Palccoyo Mountain für den Tourismus zu erschließen“, hatten wir irgendwo gelesen. Und richtig: Noch scheint dieser Platz in der Tat ein echter Geheimtipp zu sein. Nur eine Handvoll Menschen hatten sich hierher verirrt – und wir.

Hoch zufrieden traten wir den Rückweg an und begegneten dabei sozusagen als Krönung unserer „Rund-um-Cusco-Touren“ noch ein letztes Mal den süßesten Vierbeinern Perus. Ein toller Abschied.

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Zeit für die Weiterreise

Die Entscheidung, das Umland Cuscos zu erkunden und dabei viele Kilometer auch zu Fuß unterwegs zu sein, war goldrichtig. Jeder Schritt war es wert, gegangen zu werden. Wir erhielten Einblicke in die Kultur der Inka und lernten Umgebungen mit ganz eigenem, unverwechselbarem Charakter kennen. Vor allem aber hatten wir auf diese Weise die Möglichkeit mit der Bevölkerung in Kontakt zu treten – auf den Feldern oder am Straßenrand in den kleinen Dörfern.

Dieses Bild aus Peru wurde im Palccoyo Gebiet aufgenommen und zeigt ein älteres mit Hüten bekleidetes Bauernpaar, das im Hof auf Stroh sitzt, davor Kartoffeln.
Gastfreundlich: Kleinbauern in Peru

Doch so wohl wir uns auch in dieser Gegend gefühlt hatten, war nun die Zeit gekommen, weiterzureisen, in den Süden Perus. Die nächste Station hieß Paracas, wo uns ein echtes Kontrastprogramm zu Cuscos Umgebung erwarten sollte.

Peru zwischen Wüste und Pazifik

Die kleine Hafenstadt an der Pazifikküste entpuppte sich als touristischer Hotspot. Im Grunde nicht verwunderlich, erreichte man von hier aus doch bequem die wohl bekanntesten Orte im Süden Perus: die Islas Ballestas, das Nationalreservat Paracas und die Wüstenlandschaft bei Ica mit der Oase Huacachina.

Entsprechend waren die Straßen und die Hafenpromenade von Paracas voll mit Tourenanbietern, Reisebüros, unzähligen Souvenirshops und Restaurants, die plakativ ihre Speisekarte anpriesen. Das authentische Peru sucht man hier leider vergeblich. Wer aber einfach nur eine wunderbare Landschaft zwischen Wüste und Meer genießen möchte, ist hier genau richtig.

Das Bild aus Peru zeigt einen Pelikan am Ufer der Hafenstadt Paracas, im Hintergrund Fischerboote.
Paracas: die Hafenstadt der Pelikane

Inklusive An- und Abreisetag verbrachten wir insgesamt fünf Tage an diesem Ort. Der erste Ausflug sollte uns raus aufs Wasser führen. Natürlich hatten wir dabei auch die Besichtigung der Felsformationen der Islas Ballestas im Visier. Vor allem aber wollten wir die Gelegenheit für ein kleines Angelerlebnis nutzen und dieses Vorhaben bestenfalls mit einem Abstecher zu den Sehenswürdigkeiten verbinden. Und was sollen wir sagen: Es hat geklappt.

Von Fischerbooten, Pelikanen und Robben …

Im Hafen sprachen wir einen Fischer an, der gerade sein Boot säuberte. Wir benötigten keine große Überredungskunst, um das Einverständnis zu bekommen, ihn zu begleiten. Treffpunkt am nächsten Tag um 4.30 Uhr hier am Hafen.

So kam es also, dass wir am frühen Morgen bei geschätzten 5 Grad in einem kleinen blauen Holzboot den Hafen verließen und zunächst gefühlte Ewigkeiten in der Finsternis umherfuhren. Noch war es stockdunkel als Nico zusammen mit dem Fischer das Netz sortierte während sich das Boot führungslos weiterbewegte. Ein wenig unheimlich war dies schon. Die Lichter vom Land waren nicht mehr zu sehen, nur noch die Umrisse von größeren Schiffen, die irgendwo da draußen ankerten.

Angelausflug an der Pazifikküste

Dann endlich wurde der Himmel heller, der Tag brach an. Jetzt war es an der Zeit, das Netz auszuwerfen – und die Angelhaken. Welch freudige, ja kindliche Aufregung, die bei jedem Zucken der Leine aufkam! Und tatsächlich konnte sich nicht nur die Ausbeute des Fischers, sondern auch unsere sehen lassen. Mehr als eine Handvoll Fische, die wir am Nachmittag in einem Restaurant in Paracas zubereiten ließen, konnten wir zu unserem „Fang“ zählen.

Als sich die Sonne zeigte, das Grau um uns herum immer mehr einem strahlend blauen Himmel wich, war die Arbeit getan und wir traten den Heimweg an. Es ging vorbei an den großen Felsformationen der Islas Ballestas, die einer artenreichen Tierwelt Lebensraum bieten. Riesige Schwärme von Seevögeln – allen voran Pelikane – bekamen wir an diesem Vormittag ebenso zu sehen wie Robben, die sich auf den Felsen tummelten.

Die Islas Ballestas gelten als wahres Tierparadies

Bereits auf dem Rückweg befindend, kamen uns unzählige Motorboote entgegen. Für die vielen Touranbieter hatte die Hochzeit des Tages begonnen und alle hielten Kurs auf die Inselgruppe, die bereits hinter uns lag. Schön, dass wir diese kleine Welt im Pazifik in Ruhe und ungestört in einem kleinen Holzboot erkunden durften …

Mountainbike Tour im Nationalreservat Paracas

Nach einem Tag auf dem Wasser, ging es am nächsten Morgen schließlich auf dem Land weiter. Wir liehen uns in Paracas zwei Mountainbikes aus, um damit das nahegelegene Nationalreservat zu durchkreuzen. Bis zum frühen Abend hieß es für uns rein in die Pedale und Augen auf. Und zu sehen gab es einiges.

Unabhängig davon, dass schon alleine das Mountainbiken auf den riesigen Sandpisten einen enormen Spaß machte, führte uns die Tour an traumhaften Plätzen vorbei: Wunderschöne Steilküsten mit einer phantastischen Aussicht auf den Pazifik warteten hier ebenso auf uns wie die Überreste der Felsformation „La Catedral“, die vor rund zehn Jahren von einem Erdbeben zerstört wurde oder der ungewöhnlich rot gefärbte „Playa Roja“.

Hoher Spaßfaktor: mit dem Fahrrad durch das Nationalreservat

Einzig verwunderte es uns, dass wir, obwohl das Nationalreservat Paracas jedes Jahr neue Besucherrekorde vermelden soll, an diesem Tag einmal wieder fast alleine unterwegs waren. Lediglich der ein oder andere Jeep und ein paar Quads kreuzten unsere Wege, hielten an Aussichtspunkten, Menschen stiegen eilig aus und ein, um kurz darauf wieder aus unserem Blickfeld zu verschwinden.

Wenn sie ahnen würden, wie schön es ist, diese Landschaft nicht nur im Schnelldurchlauf zu erleben, sondern hautnah zu fühlen, würden sie sich dann vielleicht für eine andere Art der Fortbewegung entscheiden? Wir jedenfalls waren froh, auch hier im Nationalreservat auf eigene Faust in Bewegung gewesen zu sein und würden jederzeit wieder die Erkundungstour via Drahtesel wählen.

Ab in die Dünen der Atacama-Wüste

Nach Fischerboot und Mountainbike hieß es am dritten und letzten Tag unseres Ausflugsprogramms rund um Paracas rein in die Trekkingschuhe. Eine Dünenwanderung in der peruanischen Atacama-Wüste stand bevor.

Um zu unserem Ausgangspunkt zu gelangen, fuhren wir rund 45 Minuten mit dem Bus nach Ica und dann mit einem Tuc Tuc zur Oase Huacachina. Der Ruf eines enormen FunFactors eilt diesem Platz voraus. Und in der Tat: Zwischen Sandboards, Sandbuggys und Cocktails machte sich eine Atmosphäre breit, die man durchaus als eine Art „peruanischen Ballermann“ bezeichnen könnte.

Dieses Bild aus Peru zeigt den Blick auf die Oase Huacachina mit ihrem kleinen See und Palmen und Häuser.
Touristischer Hotspot: Oase Huacachina in Peru

Entsprechend hielt sich aus der Nähe betrachtet der Charme dieses Ortes für unseren Geschmack in Grenzen. Als wir uns jedoch vom Platz entfernten, die dahinterliegenden Dünen hinaufliefen und von dort nach unten blickten, konnten wir ein bisschen besser verstehen, weshalb diese Wüstenoase wohl zu dem am meisten fotografierten und in sozialen Netzwerken verbreiteten Motiv aus Südperu gehört.

Aber nicht nur dieses Bild, sondern auch der Anblick der großen Dünenlandschaft selbst, ist unfassbar. Für unsere kleine Reise durch das Gebiet mieteten wir drei Stunden einen der Sandbuggys – Fahrer inklusive. Unser Ziel: Tiefer rein in die Wüste zu gelangen, dort anzuhalten, wo es uns gefällt, in unserem eigenen Tempo immer wieder kurze Wanderungen auf den Sandbergen zu unternehmen.

Einen Ausflug wert: die Dünenlandschaft der peruanischen Atacama-Wüste

Obwohl wir nur von Sand, nichts als Sand umgeben waren, erschien die Umgebung je nach Blickwinkel doch immer wieder in einem anderen Licht. Die Weite der samtigen Hügellandschaften hatte es uns wirklich angetan und oben auf den Dünen erste Spuren auf unberührtem Boden zu hinterlassen, fühlte sich auch irgendwie ganz Besonders an – selbst wenn man weiß, dass diese bald vom Winde verweht sein werden. Kurz müssen wir an ein Zitat von Antoine de Saint-Exupéry denken, der von sich selbst sagte, er liebe die Wüste:

Man setzt sich auf eine Sanddüne. Man sieht nichts. Man hört nichts. Und währenddessen strahlt etwas in der Stille.

Einziger Wermutstropfen: Leider ließ sich die Sonne an diesem Tag nicht blicken. Kaum auszudenken, welchen Eindruck wir von diesem landschaftlichen Highlight bei strahlend blauem Himmel erhalten hätten.

Von Süd- nach Nordperu

Am frühen Nachmittag fuhren wir wieder zurück nach Paracas. Das Packen der Rucksäcke war angesagt, sollte es nun schließlich in den Norden Perus gehen. Nach Wüste und Meer wollten wir nochmal in die Berge, genauer gesagt in das Gebiet des Nationalpark Huascarán inmitten der Cordillera Blanca.

Zum letzten Programmpunkt unserer Reise durch Peru startete wir am frühen Morgen. Mit gut 13 Stunden Fahrzeit lag die mit Abstand längste Busfahrt vor uns. Kein Vergnügen, aber die einzige, uns bekannte Chance, direkt nach Huaraz zu kommen, dorthin, wo wir die nächsten Tage verbringen würden.

Dieses Bild aus Peru zeigt den Marktplatz in Huaraz, einen kleinen Ort in der Region Cordillera Blanca.
Huaraz: Treffpunkt für Bergsteiger und Wanderer

Der kleine Ort liegt auf 3.100 Metern Höhe und gehört nicht unbedingt zu den Plätzen Perus, die sich auf jeder Hotspot-Liste befinden. Noch ist die Gegend vom Massentourismus verschont. Es sind vielmehr Bergsteiger, ambitionierte Wanderer und Trekkingbegeisterte, die es hierherzieht. Und die kommen in dieser Gegend mit ihren grandiosen Gebirgstäler, idyllischen Lagunen, Gletschern und Berggipfeln, die weit über 6.000 Meter in den Himmel ragen, voll auf ihre Kosten.

Drei Locations hatten wir persönlich im Visier: den Pastoruri Gletscher, die Lagune 69 und die Lagune Paron. Bis auf 5.000 Meter sollten uns unsere Tageswanderungen führen. Nach rund einer Woche auf Meeresspiegelniveau entschieden wir daher erst einmal eine kleine Akklimatisierungsphase einzulegen und gönnten uns zwei Tage „Verschnaufpause“. Dann ging es endlich los.

Surreal: der Pastoruri Gletscher

Auf der einen Seite die Cordillera Blanca auf der anderen die Cordillera Negro, fuhren wir hinein in den Nationalpark Huascarán. Wir bewunderten die Berglandschaft des Andenhochlands, kleinste tiefblaue Lagunen und eine der seltensten Pflanzen der Erde – riesige Bromelien – am Wegrand.

Dieses Bild aus Nordperu zeigt ein Feld mit riesigen Bromelien, deren braune Blütenstämme in den blauen Himmel ragen.
Bromeliengewächse in Nordperu

Dann war die Fahrt schließlich zu Ende und unsere erste kleine Wanderung sozusagen zur „Eingewöhnung“ begann.

Wir waren nicht alleine, sondern mussten uns den Weg mit relativ vielen Touristen teilen. Wandererfahren in solchen Höhen dürften dabei aber längst nicht alle gewesen sein. Manchen fiel es offensichtlich schwer einen Fuß vor den anderen zu setzen. Gefühlt 50! Prozent der Reisenden nutzten daher dankbar den Transportservice der Einheimischen, auf dem Rücken von Pferden nach oben zu gelangen und ritten mit unentwegtem Klappern der Hufe an uns vorbei. Klack, klack, klack …

Dieses Bild in der Nähe des Pastoruri Gletschers in Peru zeigt einen Mann auf einem Pferd reitend und zwei Pferde hinter sich herziehend.
Transportservice am Pastoruri Gletscher

Dann endlich, auf fast 5.000 Metern und das Ziel zum Greifen nah, trat Stille ein. Jetzt wirkte nur noch eines auf unsere Sinne ein: das Bild einer absolut surrealen Welt mit tiefgrauem Gestein, einer teils blau schimmernden Eiswand und einem Gletschersee, in dem sich der strahlend blaue Himmel und das umliegende Gebirge spiegelte.

Dieses Bild aus Nordperu zeigt den Blick auf den Pastoruri Gletscher, der sich bei blauem Himmel im Wasser spiegelt.
Höhenrausch: Gletschergebiet in Nordperu

Ein schönes Fleckchen Erde, doch unseren Lieblingsplatz fanden wir an anderer Stelle.

Pure Magie: Lagune 69

Mit mehr als sieben Stunden Fußmarsch und einem Höhenunterschied von rund 700 Metern erforderte die nächste Wanderung wesentlich mehr Anstrengung, als die Tour zum Pastoruri Gletscher. Das Ziel hieß Lagune 69. Bereits während der Planungen unseres „Abenteuers 100 Tage Südamerika“ waren wir auf diese Tagestour aufmerksam geworden und waren nun gespannt, ob sich unsere Erwartungen an die Idylle in 4.600 Metern Höhe erfüllen sollten. Nun, sie wurden sogar übertroffen.

Schon der Hinweg – zunächst an einem Bach entlang durch ein kleines Tal, dann weiter auf steinigen und steilen Pfaden – war ganz nach unserem Geschmack. Als wir dann jedoch Stunden später tatsächlich vor der Lagune standen, konnten wir uns vor Begeisterung kaum halten.

Dieses Bild aus Nordperu zeigt den Blick auf die tieftürkisfarbene Lagune 69, dahinter graues, schneebedecktes Gestein.
Magischer Ort: die Lagune 69 in der Cordillera Blanca

Das tieftürkisfarbene Wasser, umrahmt von grauen, teilweise schneebedeckten Gestein und lilafarbene Blumen am Ufer wirkten wie das Meisterwerk eines Malers. Dort zu stehen, das war pure Magie und wir wussten, dass es in Zukunft schwer sein wird, einen solchen Anblick zu übertreffen. Aber wer weiß. Vielleicht werden wir eines Tages im positivsten Sinne noch eines anderen belehrt.

Huascarán: Der Park der Seen

Zu entdecken gibt es hier in Huascarán, dem zweithöchst gelegenen Nationalpark Südamerikas, jedenfalls sicherlich noch einiges. Diese Landschaft kennenzulernen, die von mehr als 300 großen und kleinen Lagunen und 600 Gletschern mitgeprägt wird, würde aber Jahre dauern. Uns blieb jedoch nur noch ein einziger Tag, aber den nutzten wir nochmals aus.

Dieses Mal stand die Lagune Paron auf 4.200 Metern, auf der Agenda. Es handelt sich dabei um eine der wenigen Bergseen, die auch bequem mit dem Auto erreichbar wären. Doch wie immer: Wir entschieden uns für die „Slow-Motion“-Version, zogen ein letztes Mal unsere Wanderschuhe an und schnürten unseren Tagesrucksack auf den Rücken.

An einem Fluss entlang durchquerten wir fast drei Stunden das Paron-Tal, liefen über Schotterstraßen und nahmen die ein oder andere Abkürzung über steile Serpentinen, dann lag er vor uns: der größte See der Cordillera Blanca.

Dieses Bild stammt aus dem Norden Perus und zeigt die türkisfarbene Laguna Paron inmitten der Cordillera Blanca.
Lagune Paron: Traum auf 4.200 Metern Höhe

Umgeben von schneebedeckten, vergletscherten Berggipfeln war es wunderbar anzusehen, wie er sich mit seinem türkisfarbenen Wasser geschmeidig in die Landschaft einfügt. Wir gönnten uns noch eine Stunde, um am Ufer entlang zu gehen, noch einmal die Farben in uns aufzusaugen, die Anziehungskraft zu spüren, die diese peruanische Berglandschaft ausstrahlt.

Dann hieß es endgültig Abschied nehmen. Abschied von Nordperu, einem Platz, dessen wahre Schönheit man in keinem Bild der Welt einfangen kann. Die Impressionen, die wir in diesem Beitrag – übrigens „ungeschönt“ und nicht mit Photoshop & Co bearbeitet – für alle Interessierten mitgebracht haben, spiegeln daher nur ein Bruchteil dessen, was wir unterwegs im Nationalpark Huascarán, in der Cordillera Blanca vor Augen hatten.

Unterwegs in der Cordillera Blanca – Impressionen

Fünf Wochen Peru – ein kleines Fazit

Fünf Wochen Peru, das waren für uns fünf Wochen voller Begeisterung, voller Glücksmomente, voller Faszination. Zu Fuß, auf dem Fahrrad oder auch mit dem Fischerboot durften wir Stück für Stück die Welt um uns herum erkunden. Die Touren führten entlang der Hochgebirgsregion der Anden bis zur Pazifikküste, durch die peruanische Wüste und raus aufs Meer und dabei auch immer wieder mitten hinein in große, geschützte Naturparadiese. Wir standen Temperaturschwankungen von -15 bis +25 Grad gegenüber und fanden uns auf erfrischendem Meeresspiegelniveau ebenso wie auf schweißtreibenden 5.000 Metern wieder. Kurz: Auf der Tour durch Peru hatten wir das Gefühl, dass es im Grunde nichts gibt, was dieses wunderbare Fleckchen Erde landschaftlich nicht zu bieten hätte. Aber auch oder gerade die Tatsache, dass die Menschen hier ihren kulturellen Hintergrund pflegen und alte Traditionen am Leben erhalten, machte Peru für uns zu etwas Besonderem.

Peru dürfte landschaftlich gesehen sicher eines der reichsten Länder der Welt sein.

Ohne Probleme hätten wir hier noch viele weitere Wochen verweilen können. Doch jetzt mussten wir aufbrechen nach Ecuador.

Nicht einmal mehr zwei Wochen blieben uns, bevor unsere 100tägige Reise zu Ende sein sollte und wir waren gespannt, welche Erlebnisse der Count-Down mit sich bringen würde. Soviel sei schon verraten: In Ecuador durften wir hinter die Kulissen der vielzitierten traditionellen Handwerkskünste blicken. Mehr dazu aber im elften und letzten Teil unseres „Abenteuers 100 Tage Südamerika“.

>> Und so geht es weiter: Abenteuer 100 Tage Südamerika Teil 11 . Ecuador – Leben und Arbeiten in der Mitte der Welt

>> Was bisher geschah: Abenteuer 100 Tage Südamerika . Teil 9 . So feiert Peru! Zwei Gesichter eines Festivals

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