Knigge und Benimmregeln für Pilgerunterkünfte und Herbergen

„Wie verhält man sich bei einem Aufenthalt in Herbergen?“ Dieser kleine Knigge mit Benimmregeln für Herbergen beantwortet eine der häufigsten Fragen, die ganz besonders diejenigen stellen, die sich zum ersten Mal auf eine Pilgerroute wie den Jakobsweg begeben. Und in der Tat: Die Pilgerherberge ist – wie auch Jugendherbergen oder Berghütten – kein Hotel. Wer hier übernachten möchte, sollte einige Gepflogenheiten kennen, damit das Miteinander auch problemlos funktioniert. Dass dabei gegenseitige Rücksichtnahme und Respekt selbstverständlich sein sollten, liegt auf der Hand. Dennoch handeln manche – und damit sind nicht nur Einsteiger gemeint – oft unbedacht. Daher schadet es nicht, wenn man sich einige Regeln für ein reibungsloses Miteinander in den Herbergen ab und zu bewusst vor Augen hält.

Knigge für den Aufenthalt in Herbergen

Benimmregeln für das Miteinander mit Gastgebern und anderen Pilgern

  • In der Herberge ist man zu Gast. Die oft ehrenamtlichen Hospitaleros sind die Gastgeber. Ihre Entscheidungen und Anweisungen sind ebenso zu respektieren wie die Hausordnung. Dies gilt insbesondere auch für die Regeln bezüglich des Rauchens oder Alkoholkonsums in den Räumlichkeiten der Herberge und im Außenbereich.
  • Das Betreten von Räumen oder Einrichtungen, die für den privaten Gebrauch bestimmt sind, wie z.B. die Büros der Hospitaleros, ist tabu. Ebenso sollten man Utensilien wie Schlafsäcke oder Kissen der Herberge nicht ohne Erlaubnis nutzen.
  • Damit die Beschäftigten Zeit für die Reinigung und Vorbereitung der Zimmer für den nächsten Abend haben, gibt es wie in Hotels feste Check-in- und Check-out-Zeiten.
  • Wer in der Herberge irgendwo Mängel bemerkt, sollte diese direkt an die Hospitaleros melden, damit sie behoben werden können.
  • In der Herberge begegnet man Menschen aus aller Welt mit verschiedenen Glaubensrichtungen und Kulturen auf engstem Raum. Jedem mit Respekt und Freundlichkeit zu begegnen und auch fremd erscheinende Wertevorstellungen zu tolerieren, gehört zum harmonischen Miteinander dazu und ist sicher einige der wichtigsten Benimmregeln.

Solange uns die Menschlichkeit miteinander verbindet, ist es völlig egal, was uns trennt. – Ernst Ferstl

  • Nicht nur aber ganz besonders ältere oder körperlich beeinträchtigte Menschen freuen sich über Hilfe, wenn sie diese benötigen. Auch eine schöne Geste: ihnen in Doppelstockbetten das besser zugängliche untere Bett zu überlassen.
  • Wichtige Informationen oder Hinweise zum Weg – zum Beispiel Änderungen zur Streckenführung o.ä. – sollte man mit anderen teilen. Schließlich freut sich jeder über nützliche Tipps.

Die Nachtruhe

  • In Herbergen muss die Nachtruhe eingehalten werden. Diese beginnt in der Regel um 22 Uhr und endet gegen 6 Uhr.
  • Wenn man sich in der Nacht zum Beispiel für einen Toilettengang aus dem Raum bewegt, sollte man kein Raum- oder Deckenlicht anschalten, sondern eine Taschenlampe nutzen und darauf achten, niemanden zu stören.
  • Um andere nicht aus dem Schlaf zu reißen, nur Wecker mit Vibrationsalarm und nicht mit einem lautstarkem Weckton verwenden.
  • Frühaufsteher sollten ihren Rucksack schon am Abend richten, damit am nächsten Morgen alle, die noch schlafen, nicht unnötig mit Ein- und Auspackgeräuschen gestört werden. Besonders unbeliebt: knisternde Plastiktüten.
  • Laute Gespräche oder unnötigen Lärm sollten auch außerhalb der Ruhezeiten im Schlafbereich vermieden werden, da manche bereits früh zu Bett gehen, um neue Kraft zu tanken.
Das Bild zeigt den Schlafsaal einer Herberge für Pilger auf dem Jakobsweg.
Gemeinsam schlafen auf engstem Raum benötigt gegenseitige Rücksichtnahme.

Im Schlafsaal

  • Die Schlafräumlichkeiten nie mit Wanderschuhen betreten, sondern nur mit sauberen Schuhen – zum Beispiel Badeschuhen. Zur Aufbewahrung der Wanderschuhe oder auch von müffelnden Socken stehen meist im Flur Abstellregale zur Verfügung.
  • Beim Verstauen des Gepäcks darauf achten, dass dieses platzsparend untergebracht wird und nicht im Weg steht, wo andere darüber stolpern könnten.
  • Um das Risiko einer Ungezieferverbreitung wie zum Beispiel Bettwanzen einzudämmen, den Rucksack nie auf das Bett legen. Am besten man hat einen kleinen S-Haken auf der Jakobsweg Packliste, mit dem man bei Doppelstockbetten den Rucksack an das Bettgestell hängen kann.
  • Falls Schnarch-Geräusche stören, am besten Ohrstöpsel verwenden. Schnarcher schnarchen nicht absichtlich und können dies daher auch nicht unterbinden.
  • In den Schlafsälen sollte man nicht essen oder trinken, um Insekten oder anderes Getier fernzuhalten.
  • Keine Duftstoffe wie Deo, Parfum, Insektenschutzspray, Raumduft-Spray oder ähnliches im Schlafsaal versprühen, da nicht jeder den Geruch mag oder die Inhaltsstoffe verträgt.
  • Auch das gehört zum kleinen Knigge beim Aufenthalt in Herbergen: Vor Verlassen der Herberge das Bett abziehen, aufräumen und eventuellen Müll einzusammeln und entsorgen. Damit erleichtert man den Hospitaleros ein wenig die Arbeit.

In Gemeinschaftsräumen

  • Der Gemeinschaftsraum in Herbergen ist kein persönlicher Rückzugsort, sondern dient dazu, Mitpilgern näherzukommen, sie kennenzulernen und persönliche Erfahrungen auszutauschen. Geräte, die andere stören könnten oder laute Musik oder Filme sollten daher in den Gemeinschaftsbereichen ebenso wie lange Telefongespräche vermieden werden.
  • Die Gemeinschaftsräumlichkeiten sind stets sauber und ordentlich zu halten, damit sich auch andere Mitpilger dort wohl fühlen können.

In der Küche

  • Küchenutensilien und andere Ressourcen bedacht nutzen und mit anderen fair teilen.
  • Benutztes Geschirr unmittelbar nach Verwendung reinigen und aufräumen, damit es anderen wieder zur Verfügung steht.
  • Zu viel Lebensmittel gekauft? Bitte nicht in der Küche oder im Kühlschrank verderben lassen, sondern an andere verschenken.
  • Übrigens: Viele freuen sich, wenn man sie einlädt, gemeinsam zu kochen und zu essen.

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Im Gemeinschaftsbad

  • Die eigenen Spuren in den Gemeinschaftsbädern wie z.B. Haare oder Nagelknipsreste sollten vor Verlassen beseitigt werden.
  • Persönliche Gegenstände wie zum Beispiel Zahnbürste oder Duschgel nicht in den Gemeinschaftsbädern oder Waschräumen zurücklassen, sondern direkt wieder mitnehmen.
  • Kleidung sollte man nicht in Gemeinschaftsbädern oder -waschräumen reinigen, sondern dafür die vorgesehenen Bereiche nutzen.
  • Nicht nur aber ganz besonders in den Bade- und Umkleideräumen sollte man die Privatsphäre anderer beachten.

Ressourcen schonen

  • Mit den zur Verfügung gestellten Ressourcen sollte man sorgsam und sparsam umgehen. Dies gilt für den Strom beim Handyaufladen ebenso wie für das Wasser unter der Dusche oder beim Zähneputzen. Und nicht vergessen: beim Verlassen eines Raumes das Licht ausschalten.

Zu guter Letzt

  • Leider sind auch Herbergen nicht frei von Diebstahlgefahr. Daher sollte man zu seiner eigenen Sicherheit Wertsachen immer bei sich tragen. Am besten in einem kleinen Beutel verpackt, den man während der Nacht auch gut und sicher unter dem Kopfkissen verstauen kann.

Pilgerunterkünfte und Herbergen können wunderbare Plätze sein, um das viel zitierte Gemeinschaftsgefühl des Jakobsweges hautnah und intensiv zu erleben. Doch damit das Miteinander auch ein großartiges Erlebnis wird, muss jeder seinen Beitrag an Respekt und Rücksichtnahme leisten. Beherzigt man die vorgestellten Benimmregeln in diesem kleinen Herbergen-Knigge“, sollten weder im Umgang mit Mitpilgern noch mit den Hospitaleros unangenehme Situationen auftauchen und man kann sich getrost darauf konzentrieren neue Kraft für die nächste Etappe zu schöpfen.

Lesetipp! Mehr Informationen gibt es im Beitrag Jakobsweg Pilgerherbergen und andere Unterkünfte.

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