Es ist kurz nach sieben, als wir vom Möwengeschrei geweckt werden. Beim Gedanken daran, dass wir uns hier nun am Startpunkt des Camino Portugues befinden, strahlen wir mit der Morgensonne um die Wette. Wir haben sehr gut geschlafen und sind jetzt bereit für unsere Besichtigungstour durch Porto. Aber zuvor erst einmal frühstücken.
Gleich um die Ecke findet sich einer der vielen kleinen Imbisse, die man hier überall antrifft. Er ist voll mit Portugiesen, die sich wohl vor ihrem Arbeitsbeginn einen Kaffee und einen kleinen Snack gönnen. Alles ist sehr lebendig und es ist auffällig, wie angeregt sich die Menschen über die Tische hinweg miteinander unterhalten. Kein einziger starrt reglos in sein Handy – ein Anblick, an den man sich bei uns zu Hause leider bereits längst gewöhnt hat. Diese Geselligkeit ist einfach wunderbar, dem ersten Kaffee folgt der zweite, bis wir mit Blick auf die Uhr „Adeus“ in die Runde sagen und ein herzliches „Adeus“ aus dem Raum zurückhallt. Ein schöner Start für unseren Jakobsweg…
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Frisch gestärkt starten wir damit, Porto zu Fuß zu erkunden. Die Stadt zeigt sich von sehr unterschiedlichen Seiten. Zunächst führt uns der Weg auf einer wahren Prachtstraße, der Avenida dos Aliados, an imposanten Gebäuden vorbei. Und davon gibt es in Porto wahrhaftig viele. Ob Kirchen, Museen oder Rathäuser – sie alle sind Zeitzeugen der alteingesessenen Handelsstadt. Wir sind beeindruckt.
Wirklich fasziniert sind wir aber von einer anderen Seite: von den vielen kleinen Gassen mit ihren facettenreichen Häusern, von denen fast jedes einen ganz eigenen Charakter hat. So baufällig viele von ihnen bei genauerer Betrachtung auch scheinen mögen, so viel Charme strahlen sie auf uns aus. Nicht grau in grau, sondern bunt gekachelt, farbig gestrichen, mit liebevollen Details, oft nur „handtuchbreit“ spiegeln die Häuser für uns die Lebensfreude der Portugiesen wieder, die wir bei unterschiedlichsten Gelegenheiten an diesem Tag immer wieder spüren dürfen.
Die Gassen stellen hier übrigens für die Bewohner – zumindest unserem Eindruck nach – einen echten Lebensraum dar und dienen nicht nur dem „Durchgangsverkehr“. Hier sortieren und putzen Hausfrauen ihren morgendlichen Fischkauf erst einmal unter freiem Himmel. Vor zahllosen Haustüren gibt es Sitzgelegenheiten. Menschen zu zweit oder in größeren Gruppen unterhalten sich, es wird Kaffee getrunken, das ein oder andere Gläschen Wein steht auf den Tischen. Manche sitzen gemütlich bei einer Zigarette auf der Bank, lesen Zeitung oder schauen einfach durch die Gegend. Um welche Ecke man auch kommt hallt einem hier, etwas entfernt vom eher touristischen Rio Douro-Ufer, nahezu überall ein freudiges „Bom Dia“ entgegen. Wir lassen uns gerne anstecken von diesem „Savoir Vivre-Gefühl“ und schlendern entspannt weiter.
Um die Mittagszeit erreichen wir den Ort, an dem wir uns unseren ersten Stempel für den Pilgerpass holen: Sé Catedral do Porto. Jetzt ist es sozusagen amtlich und Porto offizieller Ausgangspunkt. Morgen werden wir mit unserer ersten Camino Portugues Etappe starten und Richtung Santiago de Compostela wandern.
Jetzt geht es aber erst nochmals weiter, quer durch Porto, von links nach rechts und von oben nach unten zum Ufer des Rio Douro hinab. Dort angekommen, wechseln wir über die „Ponte Dom Luis I“ auf die andere Seite des Flusses und landen in Vila Nova de Gaia, der „Heimat“ des traditionellen Portweins. An der Uferpromenade reiht sich hier eine Weinkellerei an die andere und allesamt laden dazu ein, ein Gläschen „direkt vom Erzeuger“ zu probieren.
Porto – Ein paar Impressionen aus einer wunderbaren Stadt
Ein verführerisches Angebot, das wir ausgiebig nutzen, bevor wir uns entschließen, zur Unterkunft zurückzukehren. Wir verabschieden uns von unseren lustigen portugiesischen Tischnachbarn auf der rechten und einem ganz lieben älteren holländischen Ehepaar auf der linken Seite, die nun ohne uns die leckere Portweinverköstigung fortsetzen.
Beschwingt von den vielen neuen Eindrücken und ganz sicher auch etwas vom süßen Wein fallen wir ins Bett. Es war ein richtig toller Start in unser erstes kleines „Jakobsweg-Abenteuer“ und – so hoffen wir – nur ein erster kleiner Vorgeschmack dessen, was „Unterwegsseins“ bedeuten kann. Morgen wird es dann ernst. Mit dem Rucksack auf dem Rücken geht es dann von Porto nach Lavra. Jetzt aber erst einmal gute Nacht und bis morgen, wenn es heißt: auf zur ersten Camino Portugues Etappe.
>> Und so geht es weiter: Camino Portugues Etappe 1: von Porto nach Angeiras
>> Was bisher geschah: Camino Portugues Etappe: Tag 1 – Wir sind im Anflug!