Camino Portugues Etappe 7: Angekommen im „Hier und Jetzt“

Es ist Halbzeit auf unserem Trip und die siebte Camino Portugues Etappe von Nigran nach Vigo liegt vor uns. Schon bald werden wir in Santiago de Compostela einlaufen. Während wir unsere Rucksäcke zusammenpacken, lassen wir die letzten Tage nochmals Revue passieren. Es fühlt sich an, als wären wir bereits eine Ewigkeit auf dem Jakobsweg unterwegs. Viel ist passiert. Wir haben mentale Auf und Ab erlebt, sind an und über unsere Grenzen gegangen, haben wunderbare Begegnungen gehabt und schöne Umgebungen genossen. Ja, es ist toll hier zu sein. Der Camino Portugues an der Küste entlang hat so viel zu bieten und das Beste: Im Gegensatz zu anderen Jakobsweg-Abschnitten, die wohl trotz der späten Jahreszeit noch relativ voll sind, findet hier keine „Massenpilgerung“ statt. Wir sind gespannt, ob dies so bleiben wird.

Heute werden wir erstmals seit unserem Start in Porto wieder in einer größeren Stadt landen: Vigo, die größte Stadt Galiciens, ist das Etappenziel. Hektisch, laut, dreckig, so oder ähnlich sind die Beschreibungen in vielen Facebook-Foren. Ob wir diese Meinung teilen werden? Das wird sich in rund 25 Kilometern herausstellen.

Doch erst einmal geht es gemütlich und ruhig am Rio Minor aus Nigran heraus und dann fast eineinhalb Stunden am langen Sandstrand „Playa America“ entlang bis nach Panxon.

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Sogar ein trockenes Flussbett hat auf dieser Camino Portugues Etappe von Nigran nach Vigo etwas Beschauliches.

Im Ort angekommen, beschließen wir in einem winzigen Café eine Pause einzulegen und nehmen an einem der vier Tische Platz. Mit Blick auf unsere Rucksäcke fragt uns die spanische Wirtin, ob wir nach Santiago pilgern. Wir bejahen dies und werden zu eine Portion Churros, eine Art frittiertes Spritzgebäck und wohl eine Spezialität hierzulande, eingeladen – lauwarm, nicht zu süß, einfach lecker. Eine Weile unterhalten wir uns wie schon so oft mit Händen, Füßen und ein wenig Englisch, dann ziehen wir weiter.

Hier ein Abstecher zur „Parroquia de San Xoán de Panxón“ mit ihren schönen Mosaiken vor den Kircheneingängen, dort ein kleiner Aufenthalt in einem Trödelladen, dessen Besitzer vermutlich genauso alt ist, wie viele der angebotenen Gegenstände. Weiter geht es dann durch ein Wohngebiet, anschließend wieder kurz runter an den Strand, bis der Weg für längere Zeit weg vom Meer führt.

Dieses Foto von der siebten Camino Portugues Etappe zeigt den Blick, den man abseits der Küste auf den Atlantik hat.
Bei dieser Camino Portugues Etappe hat man auch abseits der Küste häufig einen schönen Blick auf den Atlantik.

Es ist 13 Uhr, als wir gut die Hälfte der Strecke zurückgelegt haben und die „Churrasqueria Cabo Estay“ entdecken. Wir entschließen uns hier in die Sonne zu setzen und unseren Flüssigkeitshaushalt auszugleichen. Ein Hund kommt schwanzwedelnd auf uns zu, um sich eine Portion Streicheleinheiten abzuholen. Kurz darauf tritt ein spanisches Pärchen aus dem Lokal und wir kommen ins Gespräch. Da beide Englisch sprechen fällt es leicht, eine angeregte Unterhaltung zu führen – nicht nur über den Camino Portugues, Spanien und unseren Trip. Miquel ist Marketing Manager eines Reiseanbieters mit Schwerpunkt Asien. Meist lebt er in Bangkok und kommt nur von Zeit zu Zeit für eine kurze Stippvisite nach Spanien. Interessiert hören wir seinen Erzählungen zu, steht Asien doch auch noch auf unserer Agenda. Wir freuen uns auf jeden Fall über den Kontakt zu einem Asien-Spezialisten und tauschen die Visitenkarten aus. „Journeys of a Lifetime“, so der Claim des Reiseunternehmens. Lachend weisen wir auf das Motto von HelloWorld hin: „Life is a Journey“ – was für ein Zufall…

Camino Portugues Etappe 7 von Nigran nach Vigo . Impressionen

Zwei Stunden sind zwischenzeitlich ins Land gegangen. Während wir langsam unsere Sachen zusammenpacken, gesellt sich der Restaurantbesitzer zu uns und überreicht uns als Wegverpflegung ein paar „Empanada Gallega“. Eine nette Überraschung! Natürlich kosten wir sofort ein Stückchen davon und sind begeistert von den einfachen, aber unglaublich lecker schmeckenden gefüllten Teigtaschen. Das müssen wir unbedingt auch einmal probieren und fragen nach dem Rezept. Sichtlich erfreut über das Interesse schildert der Wirt detailreich die Zubereitung. Während er mit Nico über Empanada und die galicische Küche im Allgemeinen und Besonderen fachsimpelt, hat Andrea alle Mühe, die Einzelheiten des Rezepts auf Papier zu bringen. Auf jeden Fall werden die Empanadas sobald wir Zeit finden nachgekocht und das Ergebnis – wenn es denn genießbar ist – unter der HelloWorld-Rubrik „Kulinarisches“ für Interessierte zur Verfügung gestellt.


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Als wir schließlich unsere Camino Portugues Etappe Richtung Vigo fortsetzen und so vor uns hingehen, stellen wir beide gleichzeitig eine Veränderung fest: Es ist Ruhe einkehrt in unseren Tagesablauf. Der Blick auf die Uhr und auf die noch vor uns liegenden Kilometer machen uns nicht mehr nervös. Auch die Tatsache, dass wir noch keine Unterkunft gebucht haben, sehen wir gelassen. Der Weg und die Begegnungen ziehen uns immer mehr in den Bann. Das „Hier und Jetzt“ ist wichtiger geworden, als das was kommen wird und wir beginnen tatsächlich in die Welt um uns herum einzutauchen. Das ist das Gefühl, das wir uns von unserem Jakobsweg-Erlebnis erhofft haben. Nicht frei nach Hape Kerkeling „dann mal WEG zu sein“, sondern ganz im Gegenteil bewusst mitten rein ins Leben zu gehen. Ja, wir sind auf dem besten Wege, „DRIN“ zu sein und es fühlt sich unglaublich gut an.

Vier Stunden lang sind wir noch unterwegs, abwechselnd durch das Landesinnere gehend, dann wieder an sagenhaft schönen Stränden entlang, bis wir am Rand von Vigo ankommen. Der Weg durch die Stadt zeigt unterschiedliche Gesichter: kleine Gassen, große Straßen, charmante Häuser, zerfallene Ruinen, riesige Fischfabriken, der große Fischereihafen, der elegante Bootshafen, Monumente vergangener Tage…

Kleine Gasse und Häuseransicht in Vigo
Nicht nur hektisch und laut: Vigo wird auch von kleinen Gassen geprägt.

Wie uns Vigo nun gefällt? Es ist auf alle Fälle interessant und abwechslungsreich. Um aber ein echtes Urteil abzugeben, müssten wir uns hier etwas länger aufhalten.

In der Stadtmitte angekommen, begeben wir uns auf die Suche nach einer Unterkunft. Die ersten beiden Herbergen sind leider belegt, ein Herbergsvater empfiehlt uns aber das „Hostel Compostela“. Hier haben wir Glück und es sind noch Zimmer frei. Wenngleich es mit 54 Euro vergleichsweise teuer ist, entscheiden wir uns zu bleiben.

Es war eine wunderbare Camino Portugues Etappe, die wir im „Restaurante marisqueria Bahia“ – eine Empfehlung des Hotels, die wir auf jeden Falle weitergeben können – mit einem ebenso tollen Meeresfrüchteessen feiern und die wir mit einer Flasche Ribeiro begießen. Entsprechend fällt auch der heutige Systemcheck aus:

Der persönliche „Systemcheck“:

  • Erstmals ist bei uns beiden alles im grünen Bereich. Keine körperlichen Beschwerden, keine mentale Erschöpfung. Wir befinden uns in einem echten „Wohlfühlmodus“.

Die Learnings der siebten Camino Portugues Etappe

  • Geduld haben! Der heutige Tag hat gezeigt, dass es seine Zeit – in unserem Falle sechs Tage – dauert, bis man sich voll und ganz auf das „Unterwegs-sein“ eingestellt hat und sich der jeweilige Moment als das herausstellt, was wirklich wichtig ist.

Nun bleiben uns noch fünf Tage auf unserem Weg nach Santiago de Compostela. Fünf Etappen, um uns auf den Camino Portugues noch tiefer einzulassen und uns noch weiter rein „mitten ins Leben“ zu begeben, fern ab unserer häufig bis ins Detail geplanten und kalkulierbaren Aktivitäten…

>> Und so geht es weiter: Camino Portugues Etappe 8: Begegnung mit Josefa

>> Was bisher geschah: Camino Portugues Etappe 6: Ruckzuck am Ziel

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